30. April 2011

Balkan: Delfine gucken

Ich habe Frau G. versprochen, dass wir uns Delfine angucken werden. Man weiss ja aus der griechischen Mythologie und dem Fernseh-Traumschiff, dass es in der Adria viele Delfine gibt. Also kein Problem, ich zeige ihr Delfine. Wir haben auch immer schön geguckt. Schon auf der Fähre; und immer wenn wir am Strand spazieren gingen. Aber man glaubt es kaum: Keine Delfine. Nicht ein einziger.

Jetzt muss man aber auch bedenken, diese Viecher leben ja alle unter Wasser. Da sind die natürlich schwer zu sehen. Im Fernsehen hüpfen die aber doch immer so geschmeidig über die Wellen. Und hier! Nichts. Kein Hüpfen, kein Schwänzeln, kein Flipper. Aber ich habe der Frau G. doch Delfine versprochen - und sie hat sich sooo gefreut. Was tun?
Da habe ich eine zündende Idee: Ich zeige einfach auf ein paar Fische im Hafenbecken und schreie: «Sieh da - junge Delfine! Noch ganz, ganz Kleine. Sind die nicht herzig?»
Hat aber leider nicht recht geklappt. Frau G. behauptet steif und fest, das seien einfach bloss gewöhnliche Fische und keinesfalls Delfine. Aber sie muss doch eingestehen; sie weiss nicht, wie junge, ganz junge Delfine aussehen tun.
Wer weiss, vielleicht waren es doch Delfine?

Balkan: wo ist Bosnien-Herzegowina

Wir lassen Dubrovnik hinter uns und fahren landeinwärts. Kurz darauf kommen wir schon an die Grenze Kroatien - Bosnien-Herzegowina. Der Grenzübertritt geht gschwind und problemlos. Gleich nach der Grenze ändert sich die Landschaft. Buschiger Wald, karstige Hügel und kaum noch Dörfer. Und wenn, dann zerbombte. Und in den Wäldern lauern immer noch Minen aus dem Krieg.

Trebinje ist ein schmuckes Städtchen an den Ufern eines Flusses. Es hat einen Marktplatz mit Strassencafés rundherum und eine kleine Altstadt mit türkischen Häusern. Sehr nett. Am Stadtrand besichtigen wir noch eine osmanische Brücke. Sie wurde vor einigen Jahren anderswo abgebrochen und hier wieder aufgebaut, jetzt steht sie etwas nutzlos im Neubaugebiet herum.

Kurz vor Mostar besuchen wir die berühmte Buna-Quelle. Der Bach kommt in einer kleinen Schlucht einfach aus einer senkrechten Felswand heraus. Praktischerweise haben die Bosnier einige Fisch-Restaurants hinzu gebaut, so dass man nun zum Quelle gucken auch gleich noch etwas essen kann.

Mostar liegt zwischen den Hügeln genüsslich am Ufer der Neretva. Berühmt wurde es wegen seiner osmanischen Bogenbrücke. Diese wurde im Krieg 1993 gesprengt und zehn Jahre später wieder rekonstruiert. Ein beeindruckendes Bauwerk. Bei der Rekonstruktion wurde die Brücke auch gleich etwas aufgehübscht, so dass sie jetzt wie eine Filmkulisse aussieht. Im Flussbett liegen immer noch Trümmer der alten Brücke.

Überall in Mostar sind noch die Kriegsruinen zu sehen. Pockennarbige Fassaden glotzen mit ihren leeren Fensterlöchern die Passanten an. Manche von Büschen bewachsen. Wobei schon auch sagen muss, vieles ist längst wieder geflickt und strahlt in altem Glanze.

Uns hat es in Mostar jedenfalls sehr beeindruckt. Wir fahren nun wieder ein Stück weiter west- und heimwärts.

27. April 2011

Balkan: dicke Mauern in Kroatien

Etwas wehmütig verlassen wir Montenegro; uns hat es da sehr gut gefallen. Die Einreise nach Kroatien geht zügig, aber doch gründlich. Wir fahren nach Cavtat, wo wir im Hafen einen guten Park- und Schlafplatz finden. Ab da fährt ein Linienbus direkt nach Dubrovnik , was uns dort die lästige Parkplatzsuche erspart.

Ragusa, wie das beliebte Schoggi-Stängeli, hiess Dobrivnik bis vor hundert Jahren. Die Altstadt liegt dicht bebaut innerhalb mächtigen Festungsmauern. Schmale Gassen mit steilen Treppen, aber auch mondäne Plätze. Etwas Gotik und viel Renaissance. Jetzt im Frühling sind noch nicht so viele Touristen da, aber anhand der vielen Restaurants sieht man gut, was hier in der Saison wohl abgeht. Wir umrunden die Stadt auf der Wehrmauer. Von da oben haben wir einen wundervollen Blick auf die Hausdächer und Kirchtürme. Und ennet der Mauer sieht man tief unten das blaugrüne Meer. Herzerweichend schön.

Zum Sonnenuntergang setzen wir uns ans Meer. Im Rücken die sonnenwarme Wehrmauer, vor uns das tiefblaue Meer. Alles wäre perfekt gewesen, hätte nicht eine Taube genau in die Frisur der Frau G. geschissen.

In der Abenddämmerung fahren wir mit dem Schiff zurück nach Cavtat, wo wir übernachten.

Am nächsten Morgen ist der Himmel grau und es fällt ab und zu etwas Nieselregen. Wir bleiben wo wir sind und machen heute einen Ruhetag; putzen und waschen ist mal wieder angesagt. Aber genau heute wird wegen einer Baustelle der Strandspazierweg umgeleitet; ausgerechnet an unserem Muger vorbei. Bei den Touristen aus den nahen Hotels ruft unsere Wäscheleien so etwas zwischen Staunen und Schmunzeln hervor. Sie glotzen uns an; ist wie im Zoo – wobei wir die Affen sind!

26. April 2011

Reisebericht Balkan: buntes Montenegro

Die Adriaküste Montenegros ist nicht umsonst berühmt für ihre Schönheit. Einst kamen die reichen Briten wegen des milden Klimas. Heutzutage kommen die reichen Russen; in jedem Hafen sind reihenweise ihre Luxus-Jachten vertäut.

Wir widmen uns der Kultur und dem Essen. Ich futtere eine ganze Muschel-Herde, bestimmt dreissig Stück. Die Weichtiere schmeckten aber eher - öhm – madig. Frau G. hat mit ihrem konservativen Wiener Schnitzel eindeutig die bessere Wahl getroffen.

Kotor ist eine reizvolle Kleinstadt am Ende eines Fjordes. Innerhalb der dicken Stadtmauern drängen sich schöne Häuser aus etlichen Jahrhunderten dicht zusammen. Ab und zu weiten sich die Gassen zu kleinen Plätzen mit Kirchen verschiedener Prägung. Sehr malerisch. Vieles wurde nach dem Erdbeben 1979 rekonstruiert und sieht heute etwas allzu lieblich aus.

Die Stadtmauer schützte nicht bloss seeseitig, nein, sie führt auch hoch den steilen Abhang hinauf. Und ganz oben auf dem Berg steht heute die Ruine der Festung Sveti Ivan. Bis da hinauf sind es 1350 Treppenstufen. Oben angelangt, kann man 300 Meter auf die Kirchtürme hinunter schauen!

Auch Perast wurde damals vom Erdbeben stark getroffen. Das Städtchen war daraufhin ein Jahrzehnt nicht mehr bewohnt. Heute sind einige der Bewohner zurück und manche Häuser restauriert.

Etwas im Meer draussen sind zwei Inseln; wie Schiffe liegen sie da. Auf der einen ist ein Kloster, auf der anderen eine berühmte Wallfahrtskirche der Seeleute. Der Innenraum ist über und über mit silbernen Ex-Voto-Täfelchen behängt. Und wem Silber zu kostspielig war, der brachte stattdessen mit, was ihm lieb und teuer war: Münzen, Geschirr, Waffen, aber auch etliche chinesische Vasen und ein Grammophon.

24. April 2011

Balkan: Bilderrätsel

Habe noch ein Bilderrätsel gebastelt:

Welches saisonale Tier könnte hier dargestellt sein?

23. April 2011

Balkan: Registrierungspflicht in Montenegro

Rožaje. Wie in Mazedonien und Serbien auch, müssen Touristen sich in Montenegro registrieren lassen. Wir machten dies gleich am ersten Tag. Routiniert gingen wir in das Schreibwarengeschäft gegenüber der Polizei und kauften für 60 Cent zwei Formulare. Ausfüllen und ab damit zur Polizei.

Wir wurden da von zwei übellaunigen Beamten empfangen, sie waren grad am fernsehschauen und zu faul zum aufstehen. Wir sollen in den dritten Stock gehen. Einen dritten Stock gab es nicht, so klopfte ich beherzt an irgendeine Tür im zweiten; und trat ein. Im engen Büro sass ein älterer Beamter. Verwundert und ertappt schaute er uns an. Wir brachten unser Anliegen vor, er erfragte in tadellosem montenegronisch einige zusätzliche Angaben, die wir abwechseln mit nicken oder kopfschütteln beantworteten. Er drückt einen Stempel aufs Formular und wir sind aktenkundig. Und frei.

Balkan: schwarze Berge in Montenegro

Früh am Morgen sind wir wieder am Grenzübergang nach Montenegro. Die Formalitäten gehen einigermassen zügig und schon bald darauf erreichen wir wieder Rožaje. Kaffeehalt und polizeiliche Registrierung. Und weiter geht unsere Fahrt der Adria und der Wärme entgegen. Die Landschaft ist frühlingshaft schön, der Verkehr wenig und die Strasse kaum runzlig. Und was uns ganz besonders auffällt, kein Müll.

Wir besichtigen das Kloster Stupovi. Leider wurde es kürzlich innen komplett neu verputzt, was den mittelalterlichen Malereien aus dem 12. Jahrhundert aber nicht grad zuträglich war. Wir bestaunen aber die verehrten Reliquien; ein Knochen und einen schwarzlederne Hand - ohne den dazugehörigen Körper.

Etwas weiter kommen zum Kloster Morača aus dem 13. Jahrhundert. Eine wunderbare und komplett erhaltene Anlage mit meisterhaften Malereien. Im Garten lassen sich einige Mönche von der Frühlingssonne wärmen. Mit ihren schwarzen Röcken und langen Mähnen sehen einige schon aus wie Yeti-Nonnen.
Wir übernachten in der Nähe des Klosters. Landschaftlich sehr schönund erstaunlich ruhig.

Montenegro ist sehr bergig und nur schwach besiedelt. Wir fahren durch  schroffe Schluchten und über bewaldete Bergpässe. Ein auf und ab.

Gegen Mittag erreichen wir das Meer und Budva. Budva liegt wunderschön in einer Bucht. Es gibt hier eine Festung, eine Altstadt und einen menschenleeren Strand mit grünem Kies. Wir legen uns zum dösen am Strand unter einen Baum. Herrlich - es ist wie im Ferienprospekt, bloss in dieser Jahreszeit noch ganz ohne Touristen.

22. April 2011

Balkan: orientalisches Flair in Serbien

Die Morgensonne weckt uns in Pejë. Gleich am Stadtrand beginnt die weitherum berühmte Rugova-Schlucht. Hohe Felswände, Frühlingsgrün und ein wilder Bach. Schön, wie zuhause.

Heute wollen wir nach Serbien. Dazu müssen wir aus politischen Gründen aber erst einen Umweg über Montenegro machen, die direkte Einreise ist nicht möglich. Also fahren wir von Pejë über die Berge nach Montenegro. Auf dem Pass liegt noch Schnee. Der Grenzübertritt dauert bloss wenige Minuten und ist problemlos. In Montenegro müssen wir eine „Eco-Taks“ bezahlen; kostet 80 oder nach etwas verhandeln 30 €. Nach einem Kaffeehalt in Rožaje geht’s gleich weiter Richtung Serbien. Die Strasse führt durch eine imposante Schlucht. Die Anwohner nutzen die steilen Abhänge um ihren Hausmüll hinunter zu werfen. Die zahlreichen Tunnels haben keine Beleuchtung, dafür schuhtiefe Schlaglöcher.

Der Grenzübertritt von Montenegro nach Serbien geht wieder sehr zügig und diesmal kostenlos. Nach einer Stunde Fahrt kommen wir nach Novi Pazar. Eine Stadt mit viel „orientalischem Flair“ verspricht unser Buch. Dieses orientalische Flair zeigt sich uns vor allem in Form von sozialistischen Betonbauten aus den 70-er Jahren. Deren Hässlichkeit hat schon wieder eine anziehende Wirkung. Das Stadtzentrum ist voller Leute; Novi Pazar feiert ausgerechnet heute seinen 550-Jahr- Geburtstag. Wir feiern mit Cevape und Eiscreme tüchtig mit.

Es gibt in Novi Pazar keine Ansichtskarte zu kaufen; ist ja auch verständlich, was wollten sie darauf abbilden...
Aber eins muss man auch sagen, die Leute in Serbien sind sehr nett und hilfsbereit.

Am Abend übernachten wir an einem schönen Bergbach. Die Schlüsselblumen blühen und im Wasser tanzen die weggeworfenen Plastikflaschen. Heute war wieder einmal ein warmer Tag, aber jetzt ist es wieder wolkig.

20. April 2011

Balkan: weiter durch das Kosovo…

Am Vormittag fahren wir genüsslich nordwärts bis nach Peja. Die Stadt liegt nahe an der Grenze zu Serbien und Montenegro und wurde im Krieg schwer getroffen. Da und dort sieht man noch die Ruinen. Aber nicht an allem ist der Krieg schuld…

Das Wetter ist nicht gut, deshalb machen wir mal einen Stadtbummel durch Peja. Zuerst gehen wir ins Hauptgeschäftszentrum. An den Hauswänden nach stehen kopflose Weiber. Und es wird reichlich Kinderspielzeug feil gehalten. Der Höhepunkt ist dann der Besuch eines Drehrestaurants. Es dreht sich im neunten Stock eines überaus hässlichen Hauses. Der Lift geht aber nur bis zum 8. Stock, dafür beginnt er erst im 2.

Im Stadtpark sitzen die Verliebten im Gebüsch und lutschen sich im Gesicht. Im Teich kann man Fussball spielen und das Denkmal gibt uns zu denken.

In der Stadt ist grad Stromausfall, überall rattern die Generatoren, deshalb ist das Internet nicht verfügbar. Wir setzen uns in ein Strassencafé, in der Hoffnung doch ins Internet zu kommen. Ich bestelle ein Wasser; er versteht Vodka. Mag ich nicht, ist aber nicht teurer wie Wasser. Das Internet geht auch nicht; dumm gelaufen.

Peja ist eigentlich nicht schön. Aber es ist wie mit seinen buckligen Verwandten; hässlich, aber man hat sie trotzdem lieb.