31. März 2017

blöden blogspot-Fehler endlich geflickt

Heute mal etwas Internes für alle Blogger, die auch mit „blogspot/blogger“ unterwegs sind. Viele ärgern sich ja seit lange, dass die Anzahl der Kommentare nicht mehr angezeigt wird. Früher ging‘s, dann plötzlich nicht mehr.

Jetzt habe ich mich mal dem Problem angenommen und eine einfache Lösung gefunden: Mira von www.copypastelove.de hat eine pfiffige Reparatur beschrieben. Dabei wird bloss eine Zeile im HTML-Code ersetzt – und schon klappt es wieder.

30. März 2017

Haramain - der Wüsten Zug

Neulich sah ich im Hafen von in Barcelona zwei Dutzend reisefertige Eisenbahnwagen und Lokomotiven herumstehen. Die Loks erkennt jeder sofort. Es sind Talgo 350, Spaniens schnellsten Züge und liebevoll „Entenschnäbel“ genannt.

Diese Züge werden nach Saudi-Arabien geliefert. Dort baut Talgo zurzeit grad die „Haramain High Speed Rail“; eine 450 Kilometer lange Bahnlinie zwischen den Millionenstädten Medina und Mekka. 35 solcher Hochgeschwindigkeitszüge werden im Sommer 2018 den Betrieb aufnehmen und einige der 11 Millionen Pilger zur alljährlichen Hadj nach Mekka bringen.

29. März 2017

Neid, Bosheit, Vandalismus?

Gestern Vormittag entdeckte ich zufällig ein T-Shirt im Küchen-Mülleimer. Es ist ein dunkles T-Shirt mit einem zerzaustem Kragen und fleckigem Bauch. Ich erkenne es gleich – es ist eines meiner Lieblings-T-Shirts!
Das Teil habe ich vor zwölf Jahren im Herren-Oberbekleidungs-Fachhandel im 5-er Pack erworben, und es seither immer getragen. Seine Form hat sich in all den Jahren perfekt meinem Leib angepasst und der Stoff war flauschig wie ein Hühnerwelpe. Die ursprünglich schwarze Einfärbung ist mit den Jahren einem sehr noblen, wolkigen Schiefergrau gewichen. Schlichte Alltagseleganz würde der Fachmann wohl sagen.

Und jetzt liegt es zerknüllt im Mülleimer; zwischen Bananenschalen und Kaffeesatz. Und ich - ich hab’s da gaaanz bestimmt nicht hineingeworfen!

Nun macht es ganz den Anschein, als ob Frau G. heimlich meine Kleider stiehlt und wegwirft! Warum aber tut sie sowas; Neid, Bosheit  öööhm  Vandalismus? Stimmt möglicherweise mit Frau G. was nicht…

28. März 2017

das Stehpinkler-Paradies

Unterwegs schaue ich mich ja immer nach „interessanten“ Toiletten um. Fündig wurde ich diesmal auf dem Bahnhof von Guadix.

Hier hat der Bedürftige die freie Wahl zwischen zwei Pissoirs, einem Klo und einem Bodenablauf. Zwar nur ein kleiner Raum, aber ein richtiges Paradies für jeden geselligen Stehpinkler.

27. März 2017

die schier unglaubliche Bahn

Am 5. März zerstörte ein eigentlich kleiner Erdrutsch die Strasse zwischen Amsteg und Bristen. Das eh schon abgelegene Bristen war von der Aussenwelt abgeschlossen, denn eine andere Zufahrt gibt es in dem schroffen Tal nicht. Doch etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt schlummerte eine längst stillgelegte Standseilbahn im Wald. Und die erweckte man kurzfristig wieder zum Leben.
Seit 15. März fährt die Bahn wieder – und wir fuhren mit.

Die Standseilbahn wurde vor 100 Jahren als Werksbahn für das Gotthardbahn-Kraftwerk gebaut. Das Gleis liegt direkt neben den drei Druckleitungen und ist über 90% steil, also fast so steil wie die Gelmerbahn. Der einzige Bahnwagen ist ein einfacher Eisenkarren mit einer Holzkiste drauf. Und damit fahren wir hinauf zum „Wasserschloss“. 400 Meter weit und gut 250 Meter hinauf.


Von der Bergstation fährt ein Bus ins Dorf Bristen. Doch wir laufen hin. Es ist ein föhniger Frühlingstag. Ein lauer Wind weht, die ersten Bäume Blühen und in den Bergen liegt noch viel Schnee. Wir setzen uns in die Dorfgaststätte und geniessen wie wohlige Stimmung.

Die Kraftwerksbahn wurde in den 1990-er Jahren endgültig stillgelegt. Doch wegen eines gewaltigen Felssturzes wurde sie aber im 2003 noch einmal einige Monate in Betrieb. Seither schlief sie im Gebüsch.
Heuer musste die ursprünglich nicht für den Personenverkehr gebaute Bahn erst gründlich renoviert und getestet werden; und dann noch das Zulassungsverfahren für Eisenbahnen durchlaufen. Nach grad nur 10 Tagen war alles geschafft und die Bahn konnte losfahren.

Die Standseilbahn Amsteg – Bristen fährt zwischen 4 und 24:00 etwa alle zwanzig Minuten. Kostenlos und für Jedermann. Und noch bis Ostern – oder bis die Strasse geflickt ist.

Nutzt die einmalige Gelegenheit mit der längst stillgelegten historischen Bahn zu fahren. Nach Ostern ist damit für immer Schluss.

24. März 2017

perfekt getarntes Wohnmobil

Wie ihr ja sicher wisst, bin ich ein grosser Freund des unauffälligen Unterwegsseins. Deswegen habe ich meinen Möbelwagen ja auch mit rot-weissen Warnstreifen getarnt und kann so überall und ungestört parkieren oder übernachten.

In Spanien sah ich neulich eine ganz andere Art von getarntem Wohnmobil. Ein gut zwanzig Jahre alter Nissan Trade in kämpferischem Flecktarn. Er stand vor dem McDonalds - und hätten die Bäume schon Blätter gehabt, hätte ich die Karre wohl glatt übersehen. Glück gehabt. Odr so...

23. März 2017

marokkanisch kochen: Chakchouka

Früher habe ich in Algerien und Tunesien immer Chakchouka - oder Schakschuka - gegessen. In Marokko schmeckt es ebenso gut, doch hier nennen sie es „Omlette Bèrbère“. Und jetzt habe ich zuhause für Frau G. nachgekocht.

Es geht ganz einfach: Zwiebeln, Knoblauch und Peperoni andünsten und dann gewürfelte Tomaten zugeben und köcheln lassen. Mit Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker würzen. Ich hatte noch Ajvar und Harissa da und gab davon je einen Löffel voll dazu.
Wenn das Gemüse weich ist, werden einige Eier vorsichtig oben auf den Brei gekippt. Nun den Deckel solange drauf, bis die Eier im Dampf wachsweich sind. Und fertig.
Eigentlich gehören noch eine Handvoll gehackte Petersilie oder Koriander drauf. Ich hatte aber grad keinen. Schmeckt auch so. Nach Sahara und Orient.

22. März 2017

ich bin ein Held

Zurück aus Marokko begrüsst mich als erstes ein schier kniehoher Poststapel. Ganz oben drauf lag – och welche eine nette Überraschung – ein grosses Couvert von der Steuerverwaltung. Die diesjährigen Steuer-Formulare sind da!

Angeekelt mache ich mich gleich an die Arbeit. Lade das erforderliche Progrämmli runter und fülle es mit Zahlen. Nach einem zweistündigen zähen Kampf ist alles fertig. Ich drücke auf den finalen „Senden“-Knopf.
Jetzt bin schon ein wenig stolz auf mich. Das Scheusal ist bezwungen. Ich bin ein Held – zumindest bis mich im nächsten Frühjahr das nächste Couvert angreift…

21. März 2017

Marokko: ein Rückblick

Gut - nun bin ich also wieder zuhause! Ich stehe mit hängender Unterlippe am Fenster und schaue teilnahmslos dem Wetter zu. Zeit für einen Rückblick:
Marokko hat mir auch dieses Mal gut gefallen. Die Landschaft und die Kultur sind eh immer eine Reise wert. Aber ich mag die Leute von Mal zu Mal lieber. Immer sind sie freundlich und hilfsbereit, obwohl sie eigentlich genug eigene Sorgen haben.

Diese Reise war ja ein wenig eigenartig. Statt mit Frau G. waren ich diesmal ja mit drei bärigen Kerlen unterwegs. Wir vier alte Esel brummten hintereinander her durch Marokko. Aber jeder für sich alleine, wie skurrile Eigenbrötler! Doch das ging ganz gut.
Ursprünglich ängstete mich der Gedanke, immer alleine zu fahren. Ohne Plaudereien und ohne Radio. Aber es hat sich dann gezeigt, dass es völlig problemlos ist. Ganz im Gegenteil, ich genoss die Zeit alleine ganz besonders.

Die gesamte Tour war genau 5’898 Kilometer lang. Im Schnitt verfeuerte der Möbelwagen 8.7 Liter Diesel auf 100 Kilometer – und das bei über 3 Tonnen Lebendgewicht und 150 PS. Fürs Heizen und Duschen verbrauchte ich zudem noch etwa 3 kg Gas.
Zum allerersten Mal musste ich diesmal unterwegs in eine Auto-Werkstätte. Und es war überhaupt nicht sicher, ob der reparierte Motor auch wirklich hält? Aber er hat, alles gut.

20. März 2017

heute ist - öööhm - Dings

Heute um 11:29 ist Primaräquinoktium – falls jemand danach fragen sollte.

18. März 2017

Marokko: Genua - und nachhause

Genova. Heute Morgen stand ich früh auf, denn ich wollte unbedingt die Einfahrt in den Hafen von Genua anschauen. Jetzt ist es bald acht und wir landen demnächst. Dunkle Regenwolken hängen über der Stadt und es schaut nach Weltuntergang aus.

Nach 59 Stunden verlasse ich unser Schiff und fahre in den Regen hinaus. Heute nehmen es die Grenzer ganz genau und überprüfen jeden noch einmal ganz gründlich. Ganz besonders die Autos vor mir! Und ich muss waaarten.

Es regnet und stürmt. Auf der Autobahn hat es schuhtiefe Pfützen. Und in der Po-Ebene liegt ein Baum quer über alle Fahrbahnen. Oben sind die Äste aber ganz fein und elastisch, so dass ich mich daran vorbei mogeln kann.
Brünzlipause im „Fressbalken“ bei Dorno (n45.1479, e8.9914). Hier halte ich traditionell jedes Mal an. Hier gibt es tollen Caffe e Cornetto.

Um eins überqueren wir in Chiasso die Schweizergrenze. Jetzt sind es noch zweihundert Kilometer. Wir fahren durch und ich futtere die letzte Wurst aus Spanien. Mein Möbelwagen als Speisewagen.
In Bellinzona verabschieden sich Frank und Ü. Es war schön mit den beiden.

Gegen 16:00 Uhr komme ich zuhause an. Ich bin froh Frau G. zu sehen. Schön war’s.

17. März 2017

Marokko: feuchte Langeweile

Tanger Med - Genova. Wir frühstücken in Barcelona. Unser Schiff ist dazu extra in den Hafen gefahren; ich vermute mal, damit der Kaffee nicht überschwappt. Odr so.
Gegen Mittag werden noch eine Handvoll Autos einverleibt, dann klappen sie die Rampe hoch, schnüren das Schiff los – und wir fahren weiter.

Lange noch stehe ich am Geländer und schaue aufs graublauen Meer und den blaugrauen Himmel. Aufs Mal steht ein schwarzer Hund neben mir. Zuerst schnüffelt er an meinen Hosenbeinen, dann setzt sich zu mir. Gemeinsam schauen wir in den Wind.
Die Wintersonne taucht die Langeweile in ein müdes Licht. Richtig schön hier.

Die meiste Zeit liege ich aber in der Kabine und lese. Zuerst Krimis; als ich die alle durch habe, Frauenromane. Immer sind die Frauen unglücklich, dann läuft ihnen ein Mann zu und am Schluss wird zumindest innig geküsst. Ich hoffe jeweils bis zum Schluss auf eine spannende Wendung; dass er ein irrer Bauchaufschlitzer oder intergalaktischer Samenspender ist. Aber jedesmal werde ich übelst enttäuscht. Immer ist es bloss ein weichherziger Romantiker.

Am Abend essen wir noch einmal im Selbstbedienungs-Restaurant. Es gibt das gleiche wie jedesmal und auch wieder keinen Tintenfischsalat. Auch gut, esse ich halt einen gemischten Salat – gemischt aus Kopfsalat und Tomate.

Ich habe mal nachgeschaut: Unsere „M/N Excellent“ ist über 200 Meter lang und 19 Jahre alt. Und sie kann 2’230 Passagiere und 760 Autos transportieren; gleichzeitig! Aber auf dieser Fahrt sind es wohl kaum die Hälfte.

16. März 2017

Marokko: unsere Autofähre heisst Excellent

Tanger Med - Genova. Meine Kabine auf der „M/N Excellent“ ist ganz nett. Zwei Betten, eine stützstrumpffarbige Nasszelle und ein Fenster mit Meerblick. An der Wand über dem Bett hängt ein Bild von einem Springbrunnen, der Rosen kotzt. Egal, mir gefällt’s.

Meine Kabine liegt ganz nahe bei der Bar im Schiffsheck. Dorthin gehe ich auch zum Frühstücken; ich bestelle mir einen Caffe Latte und picknicke aus meinem Vorratsbeutel.
Später kommt der Frank dazu. Und noch etwas später setzt sich auch noch ein Deutscher zu uns. Der ist mir schon im Hafen aufgefallen. Er fährt nämlich ein goldenes Riesen-Wohnmobil mit einem Kleinwagen auf dem Anhänger. Mit seinem Seehundschnauz, der Goldkette im grauen Brusthaar und der Formel-1-Jacke schaut er aus wie ein Heiratsschwindler, oder ein Zuhälter. Und als er dann auch noch von den Nutten in Agadir zu erzählen beginnt, bin ich mir fast sicher, dass er auch einer ist.


Das Meer ist fast ungewellt. Ab und zu sehe ich Fische, vermutlich Delfine. Doch diese hier sind fast schwarz und sehen ganz anders aus als die im Fernsehen. Vielleicht sind das afrikanische?

Die Überfahrt Tanger Med – Barcelona – Genova dauert zwei Tage und drei Nächte. Auf einem Bildschirm im Treppenhaus kann man die Fahrt live mitverfolgen. Mich dünkt aber, dass wir ziemlich zäh voran kommen. Jedenfalls sind wir am Abend noch weit von Barcelona entfernt. Und von Genua noch seeehr viel weiterer.

Am ersten Abend esse ich jedes Mal den legendären Tintenfisch-Salat. Aber nicht etwa darum, weil der so gut ist, nein, einfach aus Tradition. Doch – oh Schreck – heute hat es keinen in der Auslage! Auf unsere Nachfrage hin sucht und findet der Schöpfer dann aber doch noch welchen.

15. März 2017

Marokko: das lange Waaarten auf nachher

Tanger. Heute Abend fährt unser Schiff. Bis dahin bleibt uns nichts zu tun, als zu warten. Jetzt wo wir heimreisen kommt endlich das schöne Wetter. Zuerst einmal frühstücken wir an der Morgensonne. Frank bäckt Körnerbrötchen und ich schmiere Schachtelkäse drauf; Schachtelkäse der Marke „das Herz der Milch“. Sowas kann doch nur gut schmecken.

Nach dem Mittag fahren wir zum Marjane-Einkaufszentrum und geben unsere restlichen Dirham aus: Gewürze, Nüsse und eingelegte Oliven. Datteln haben sie leider grad keine, stattdessen kaufe ich Chips und Kekse.
Gagen Abend kommen wir in den Hafen Tanger Med. Check-in, Café und mehrere Kontrollen. Zum Abschluss müssen wir alle noch durch die Röntgenmaschine fahren. Als ich am Pier ankomme, landet auch grad unsere Autofähre, die GNV „M/N Excellent“.

Kurz nach acht Uhr abends beginnt die Autoschlange langsam in den Schiffs-Anus zu kriechen. Ich muss hinauf ins Parkdeck im 4. Obergeschoss. Es ist noch gähnend leer und ich stehe ganz hinten in der Kolonne.
Die Verladerei dauert noch bis Mitternacht, aber da schlafe ich schon längst.

In Marokko war ich jetzt 2’979 Kilometer unterwegs, insgesamt sind es seit dem Start schon knapp 5’500 Kilometer. Und bis nachhause werden dann wohl noch einige dazukommen.

14. März 2017

Marokko: Assilah, die Schöne am Meer

Moulay Bousselham. Es war schön hier. Nicht das Wetter zwar, aber die Leute und das Dorf mag ich einfach. Im Morgennebel fahren wir los; heimwärts. Schon bald geht der Nebel weg und die Sonne lässt die Landschaft leuchten.

In Assilah machen wir Mittagspause. Das Städtchen ist auffallend hübsch und blitzblank sauber. Hinter einer stämmigen Stadtmauer ducken sich lauter schneeweisse Häuser mit hellblauen Türen. Es erinnert mich an Andalusien und es war einst wohl ein spanischer Stützpunkt.

Überall sehen wir bunte Wandbilder und kleine Kunstwerke. Überbleibsel des jährlichen Strassenkunst-Festivals.

Gleich beim Stadttor setzen wir uns in eine schicker Restaurant und bestellen den Fischteller. Ich nehme einen Meeresfrüchte-Salat mit allerlei Muscheln, Crevetten, Tintenfischen und etwas Gemüse. Der schmeckt ausgezeichnet, ganz besonders die Olivenöl-Zitronen-Tunke.

Dann kommen wieder die dunklen Wolken und wir fahren weiter zu den Hercules-Grotten bei Tanger. Die Grotten wurden in den letzten Jahren komplett umgebaut. Statt der kleinen Garküchen steht nun so eine Art Tempel im griechisch-römischen Freistil da.

Ganz hinten in den Hercules-Grotten kann man aufs Meer hinausschauen. Die Gischt spritzt hoch hinauf und jetzt am Abend scheint die Sonne in die Höhle hinein. Sehr – öööhm – sehr romantisch.
Wir wohnen auf dem Camping Achakar gleich neben der Grotte. Ü kocht eine unglaublich gute Bananen-Curry-Suppe. Doch irgendwas in mir drinnen sträubt sich heftig und will unbedingt raus. Heftiger Brockenhusten – dann geht’s mir wieder besser und ich kann weiter essen.

13. März 2017

Marokko: Nichtstun am Strand

Moulay Bousselham. Wieder ist es bewölkt und die taunassen Gänseblümchen schauen ganz traurig. Wir wollen heute hier bleiben und unseren Reservetag aussitzen.
Der Ü. findet seine Pillen nicht und muss heute zum Arzt. Die Apotheke wollte ihm gestern ohne Arztrezept keine verkaufen. Ich kopiere ihm den Beipackzettel aus dem Internet, damit er dann auch die richtigen bekommt.

Gegen Mittag kommt die Sonne durch und die Welt schaut wieder ganz nett und bunt aus. Auch Ü ist wieder da und hat neben seine Pillen auch noch Artischocken mitgebracht. Dazu serviert er eine überaus leckere Sauce aus allerlei feinen Zutaten und gekochten Eiern.

Heute wollen wir nichts tun. Nichts ausser liegen, lesen und essen. Als ich das durch habe, fahre ich ins Dorf und lasse meinen Möbelwagen waschen. Während der Gestiefelte draussen schruppt, sitze ich im Auto und trinke Tee. Wie so ein Kolonialherr. Ein bisschen peinlich ist es mir aber schon; vielleicht hätte ich doch die Storen zu machen sollen?

Heute hat der Abendhimmel die Farbe von Erdbeermilch. Ich weiss nicht, was das zu bedeuten hat –vielleicht wird morgen süsses Wetter?

12. März 2017

Marokko: kopflose Fische und die Flüchtlingsboote

Moulay Bousselham. Es ist trübneblig und seit Stunden kräht sich ein Hahn die Seele aus dem Leib. Als ich aufstehen kommt grad Ü mit frische Baguette daher. Wir frühstücken ausgiebig und schauen dabei den anderen Reisenden beim Zusammenpacken zu. Ich will jetzt aber nicht lästern, aber es sind lauter seltsame Leute.

Da wir heute nichts tun wollen, gehe ich zum Frisör. Direkt beim Fischmarkt gibt es zwei Salons. Ich wähle den mit der braunen Inneneinrichtung und den uringelben Wänden. Der Coiffeur ist ein junger Kerl mit ganz weichen Händen. Sehr engagiert und er schnippelt mir mit sehr winzig kleinen Scheren eine flotte Frisur ins Haar.

Die Sonne scheint und da ich jetzt schon hier bin, kaufe ich drei glotzäugige Fische für heute Abend. Auf dem Campingplatz grinst mich der Portier an und redet etwas von „ganz neuem Look“. Sogar meine beiden Reisekumpel sind von meinem „neuen Look“ ganz begeistert. Sie machen sogar Fotos von meiner neuen Haarpracht.

Am späteren Nachmittag kommt der Gemüsemann bei uns vorbei. Wir kaufen bei ihm faustgrosse und sonnenwarme Erdbeeren. Und er fragt mich, ob ich beim Frisör gewesen sei? Auch die drei Toyota-Fahrer nebenan lächeln milde. Ich scheine allen zu gefallen.
Der Gemüsemann erzählt von seinem Traum nach Spanien auszuwandern. Seine beiden Brüder sind schon dort. Die Boote dahin fahren gleich hier in Moulay Bousselham los und die Fahrt kostet 400 Euro. Die Boote dafür werden extra gebaut und bleiben dann dort einfach am Ziel liegengelassen.

Der Sonnenuntergang ist heute ganz nett, vielleicht etwas fahl. Zum z’Nacht schneidet Ü den Fischen die Köpfe ab und brät den Rest in Butter. Dazu mache ich Zitronenreis und Frank Erbsen und Karotten.