28. Juni 2017

Prag: Stalin, Bier und keine Burg

Praha. In der Nacht gab es zwei heftige Gewitter. Jetzt ist alles nass und der Himmel betongrau. Uns ist das grad recht, denn wir müssen eh noch Hausarbeiten erledigen.
Gegen Mittag hellt es auf und die Wolken werden löcherig. Wir schiffen in die Stadt und fahren dann mit dem Tram gleich bis zum Letná ‒ dem Sommerberg nördlich der Altstadt. Hier oben hat es nicht nur zahlreiche Museen und ein Sportstadion, nein, auch einen von Prags aussichtreichsten Biergärten.

Der Letná-Park zieht sich über den ganzen Hügel. Überhängende Bäume und blumige Rasenflächen. In der Mitte bestaunen wir die Überreste des ehemaligen Stalin-Denkmals (n50.0948, e14.4159). Da wo einst der gigantische Granit-Diktator stand, ist jetzt nur noch eine Plattform mit einem riesigen Metronom. Es soll den Wandel der Zeit symbolisieren. Heute metronomt es allerdings nicht, es ist kaputt und der Schwengel fehlt.

Im Sockel des Stalin-Denkmals befand sich eine grosse Bunkeranlage. Heute werden die Räume teilweise als Disko benutzt. Ich wäre gerne hineingegangen ‒ aber alles ist zu. Und dann beginnt es auch wieder zu regnen.

Später, als dann wieder die Sonne kommt, laufen wir zum Strahovský Kloster (n50.0865, e14.3888), einer bald tausendjährige Klosteranlage westlich der Burg. Eigentlich hätten wir gerne einige Sachen angeschaut, aber auch hier ist alles verschlossen.

Ganz in der Nähe steht dafür das Prager Loreto, ein Kapuzinerkloster mit einer grossartigen Barock-Architektur. Eigentlich wollten wir noch die Prager Burg besichtigen, doch es ist schon wieder heiss und es wimmelt nur so von Touristen. Tausendfach latschen plappernde Ausflügler kreuz und quer herum und smartphonen sich gegenseitig, necken die Wachsoldaten vor dem Burgtor oder machen sich anderweitig zum Affen.
Wir verschieben unseren Burgbesuch auf demnächst und geniessen stattdessen noch ein wenig üppige Baukunst rundherum.

Überall bieten sie „Trdelník“ an. Das ist eine Teigröhre, ähnlich einem Baumkuchen. Heiss, süss und gluschtig. Wer mehr süss mag, bekommt sie auch mit Schokoladeüberzug oder mit Eiscreme gefüllt. Aber original sind sie nur mit Loch.

Auf dem Nachhauseweg wollen wir noch einkaufen. Hier im touristischen Zentrum gibt es ja keine Lebensmittelläden, bloss Souvenir und Restaurants. Aber neben den Tramhaltestellen bei uns draussen gibt es „Mini Market“. Die haben alles, wirklich alles – ausser Brot. Und genau das bräuchten wir. Zum Glück ist heute neben unserem Fähranleger ein Bier und Fress-Festival. An einem der Stände bekommen wir Öko-Teigknödel ‒ fast wie Brot. Und besser als nix.
Dann kommen dunkelschwarze Wolken und bald darauf beginnt es wieder zu regnen. Wir sitzen in unserem Möbelwagen und geniessen die sommerliche Gewitterstimmung.

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