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20. November 2012

Berlin: Parade und Parodie

Es war damals an einem kühlen Nachmittag im Oktober 89. Alte Männer standen am Strassenrand und grinsten versteinert. Es stank beissend nach Auspuff. Panzerketten knirschen über den Asphalt. Stramme Soldaten im Gleichschritt. Was war da bloss geschehen? Es waren die Feierlichkeiten zu „40 Jahre DDR“.

Erich Honecker, Dachdecker und Staatsratsvorsitzender, reimt damals euphorisch: «Vorwärts immer, rückwärts nimmer». Schon einen Monat später wussten alle – es kommt alles ganz anders.
Die Parade fand damals an der Karl-Marx-Allee statt. Einer viel zu breiten und pfeilgeraden Strasse in Ostberlin. Ursprünglich sollten solche Paraden eigentlich vor dem Palast der Republik stattfinden. Man fürchtete aber Schäden an der Glasfassade wegen der Erschütterungen durch die Panzer und so feierte man halt an der langweiligen Karl-Marx-Allee.
Und heute stehe ich nun genau da und blicke hinüber, wo damals die grauen Mannen standen. Jetzt ist da bloss noch gähnende Leere und trostlose Laaangeweile. Parodie statt Parade.

24. Mai 2012

Baltikum: begrenztes Deutschland

Wenn einer wie ich in den Osten Deutschlands reist, denkt der unweigerlich an die DDR. Auch wenn die seit mehr als zwanzig Jahren Geschichte ist, fasziniert sie mich immer noch. Die Grenze; der Eiserne Vorhang, der gestrenge Staatsapparat.

Das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth zeigt, wie sich die Grenze auf ihr Dorf auswirkte. Mödlareuth wurde buchstäblich entzwei geschnitten. Die Grenzmauer führte mitten durch das kleine Dorf, dem Dorfbach entlang. Bauernhöfe wurden geteilt, ja sogar Familien. Und das für fünfzig lange Jahre.

Heute sind noch einige Reste der Grenzbefestigung erhalten. Eine Betonmauer wie in Berlin, viel Stacheldraht und ein Wachturm.

Im Museum kann man ganz eindrückliche Fotos und Filme aus dem getrennten Mödlareuth anschauen. Dazu jede Menge altes Militärgerät der beteiligten Armeen und Behörden.

Aber wirklich beeindruckend ist die Geschichte des Dorfes und der fünfzig Einwohner hier.

Die Gegend zwischen Bayern und Sachsen ist lieblich. Wenn auch mancherorts recht einfach gestaltet. Wälder, Rapsfelder, Windräder. Wieviel Strom man sparen könnte, wenn man diese Ventilatoren abstellen täte! Und vielleicht wäre es dann auch etwas weniger stürmisch.

Die Göltzschtalbrücke ist eine Eisenbahnbrücke, und die grösste aus Backsteinen. Seit 1850 in Betrieb. Einen halben Kilometer lang und fast achtzig Meter hoch.
Diesen Abend übernachte ich in Zwickau. Ganz stimmungsvoll, unmittelbar neben Altstadt unter mächtigen Linden. Die Pfützen sind schuhtief und im Geäst hocken Vögel. Schon bald habe ich ein Tupfenmuster auf mein Dachfenster. Sieht aus wie die Sternbilder am Nachthimmel.

15. August 2011

mein Mauerfall

Früher wollte ich immer mal die DDR bereisen. Doch die Deutsche Demokratische Republik wollte mich nicht hinein lassen. Jedenfalls wurde meine Visum-Anträge mehrmals abgelehnt. Ende 1989 begann sich die DDR aufzulösen und im Sommer 1990 fielen dann auch die Grenzkontrollen weg.

Wir wussten nicht, ob die visumfreie Einreise in die noch bestehende DDR nun auch für Schweizer gilt? Alles war im Umbruch. Also fuhren wir hin und schauten uns die Sache Vorort an. An der Grenzübergangsstelle Eisfeld stauten sich lange Autoschlangen und die Grenzer fertigten emsig die Leute ab. Als wir dran kommen, haut einer einen Stempel in den Pass – und das war’s!

Genau heute vor 21 Jahren, am 15. August 1990 reisten wir das erste und letzte Mal in die DDR ein.