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5. Oktober 2018

Muger am Nullpunkt

Neben den Mittelpunkten haben wir auch etliche Nullpunkte besucht. Zum Beispiel diese hier:

Der Nullpunkt der Schweiz ist in der Uni in Bern:
n46.9511, 7.4386
Der Nullpunkt des Schweizerischen Eisenbahnnetzes hingegen ist im Bahnhof Olten:
n47.3519, e7.9083
Der Nullpunkt des ungarischen Strassennetzes ist in Budapest direkt an der Donau:
n47.4979, e19.0402
Der Nullpunkt des rumänischen Strassennetzes ist mitten in Bukarest:
n44.4327, e26.1041

19. Oktober 2013

Bukarest: Mädchen auf Velo

Kürzlich in Bukarest: Ich wollte unbedingt eine einheimische Bratwurst essen. Im Izvor-Park neben dem Parlamentspalast sah ich viele Leute und es roch nach Grill. „Bike Fest“ stand geschrieben, also nix wie hin. Wurstmässig war es enttäuschend. Aber mittendrinn drängelten sich zahlreiche Fotografen und Fernsehleute.

Da gibt es was zu schauen, also ellbögelte ich mich ganz nach vorne. Und tatsächlich: Auf einem roten Teppich standen junge Frauen und präsentierten ihre Fahrrädern. Fahrräder aller Art, herausgeputzt und originell geschmückt. Toll.
Später fand ich heraus, dass die Veranstaltung „Femeia pe bicicleta“ heisst; "Frauen auf dem Velo". Und dabei geht es weniger um die Fahrräder, als vielmehr um die Frauen. Die zwölf Hübschesten werden nämlich prämiert und ihre Fotos erscheinen dann im „Chic Bikefest Kalender 2014“.

Hätte ich das alles vorher gewusst, hätte ich mich nicht so sehr auf die Zweirad-Technik konzentriert!
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2. Oktober 2013

BahnOsten - ein Zusammenfassung

Auf unsere Bahnreise von Ungarn nach Rumänien, Moldawien und Transnistrien sassen wir etwa 54,5 Stunden im Zug und Bus. Fast alle Billets konnte ich im Voraus online bei der ungarischen und rumänischen Eisenbahn kaufen. Das hat erstaunlicherweise völlig problemlos geklappt. Und ich konnte so auch von einigen Sonderangeboten profitieren. Alle Fahrten haben zusammen etwa 120 Euro gekostet.

Und sonst? Ja - die südosteuropäischen Länder sind für eine schöne Reise immer gut. Freundlich, gemütlich und preiswert. Und völlig problemlos; keine wilden Tiere. Ganz  besonders schön war Rumänien.
Der einzige Nachteil einer solchen Bahnreise ist, dass man an vielen schönen Orten einfach vorbei fährt. Es ist eine Stadt zu Stadt Reise, die ländlichen Gebiete werden bloss durchfahren. Und das, wo ich doch grad die kleinen Ortschaften auf dem Land so gerne mag.
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29. September 2013

ein Quintett schlichter Eleganz

Bei „Rumänien“ und „Bahnhof-Klo“ blitzen bei manchem so Kopf-Bilder auf. Klebrige Toiletten-Brillen, glitschige Böden und Schmodder. Und genau eine solche Einrichtung wollte ich unbedingt besuchen. Weil‘s so schön grauslig ist und mich an die alten Zeiten erinnert. Aber - solche Toiletten sind selten geworden, anscheinend dem Fortschritt zum Opfer gefallen.

Nach mehreren Fehlversuchen fand ich dann aber doch noch eine. Ich löhnte der hellbraungeschürzten Klofrau das geforderte Eintrittsgeld. Trübes Licht im Vorraum und mir schlägt ein säuerlich beissender Geruch entgegen, so eine Mischung aus Farbverdünner und Hundekadaver. Ganz hinten in der Ecke flüchtete etwas aufgeschrecktes Kleingetier hinter ein Rohr.
Die Räumlichkeit von schlichter Eleganz. Der Boden wolkig gesprenkelt, die Wände mit glasierter Platten gehübscht. Rechterhand zwei Kabinen mit angstweissen Holzwänden. Löcher in der Tür erinnern an die einstmalige Türfalle, rundherum bräunliche Handabdrücke. Drinnen je eine karamellfarbene Kloschüssel. Inseitig streifig gemustert. Der Boden eingesegnet, da und dort klebt Arschwisch. Nebenan steht ein Eimer und ein struppiger Schrupper.
Linkerhand dann ein Quintett von Pissbecken, in unterschiedlichen Grössen und von einem Saum von Gebrauchsspuren umgeben. Qual der Wahl. Also stellte ich mich mittig davor und lasse grosszügig plätschern. Schööön.

Jetzt muss ich aber leider auch sagen - durch meinen Besuch hat sich die eh schon etwas angespannte hygienische Gesamtsituation noch einmal verschlechtert.

27. September 2013

BahnOsten: von Rumänien nach Ungarn schlafen

Gestern Abend wurde es dann doch noch recht spät. Wir sassen vor dem Bahnhof Sighişoara und lauschten den Grillen. Unser Nachtzug nach Budapest hatte zwanzig Minuten Verspätung. Kurz vor elf legten wir dann in Sighişoara ab.
Wir hatten im Liegewagen die beiden mittleren Betten, also mit Fensterblick und Kletterei. Die Betten waren kurz und schmal, dafür aber hart. Dabei müsst ihr wissen; ich bin eher klein, zumindest für mein Körpergewicht. Ich schlief trotzdem prächtig. Gerüchten zufolge unterhielt ich meine Beischläfer mit wohligem Schnarchen. Davon weiss ich aber nichts.

In der Morgendämmerung erreichten wir bei Curtici die rumänische Grenze. Wir geniessen das mit einem einstündigen Stillstand. Als wir weiterfahren, blinzelte grad die Morgensonne über den Horizont. Die Fahrt dauert aber nicht lange, im ungarischen Békészaba ist Lokwechsel angesagt. Dazu stehen wir erneut eine halbe Stunde untätig herum.

Im Speisewagen lassen wir es uns derweilen gut gehen. Es gibt Kaffee und ein Hühner-Sandwich mit sauren Gurken. Mir ist vögeliwohl. Frau G. hingegen ist von der harten Nacht etwas gezeichnet und schwächelt ein wenig. Ausserdem vermute ich, mag sie keine sauren Gurken zum Frühstück.

Kurz nach acht geht es weiter. Ich vermute mit Verspätung, habe aber keinen Fahrplan und weiss es deshalb nicht so genau. Der Zug rauscht über die ungarische Ebene. Mais- und Sonnenblumenfelder bis zum Horizont. Dann stehen wir wieder lange an kleinen Bahnhöfen herum und warten auf nichts. Um 11 Uhr landen wir mit gut einer Stunde Verspätung am Keleti-pu in Budapest. Schön wieder hier zu sein.
Mit der Metro 3 flitzen wir direkt weiter zum Parlament. Hier haben wir einen Termin mit unserer Vermieterin …

EN 472 Sighişoara-Budapest, 11:16 h (ca.12:20 h), 527 km, Liegewagen, 29 Euro

26. September 2013

BahnOsten Rumänien: ichliebedich PennyMarkt

Braşov. Wir haben in unserem Bahnhofhotel wunderbar geschlafen. Die Züge haben wir kaum gehört, nur die Lautsprecherdurchsagen. Die Sache mit dem Frühstück entpuppte sich als unerwartet schwierig. Die Küche ist noch nicht parat; es gibt bloss einen Not-Kaffee.

Pünktlich um 8:40 fährt unser Zug los. Fünf, sechs Wagen und eine der üblichen rotweissen E-Lok vorne dran. Heute reisen wir 1. Klasse. Das hört sich jetzt aber wesentlich besser an, als es sich anfühlt. Ein betagter Grossraumwagen mit betonharten Polstern.

Die Strecke ist recht malerisch, zwischen den Täler sind Hügel. Ab und zu mit einer mittelalterliche Burg obendrauf. Dann wieder Tümpel und Morgennebel.
Ein Teil der Bahnstrecke ist wegen Bauarbeiten gesperrt, was uns eine halbe Stunde Verspätung einbringt. Sighişoara erreichen wir deshalb erst gegen halb zwölf.

Die Altstadt von Sighişoara liegt auf einem Hügel und ist sehr, seeehr malerisch. Mittelalterliche Häuser und wehrhafte Türme. Wir steigen bis ganz hinauf zur Bergkirche. Viel Gotik und nebenan ein Friedhof voller uralter Grabsteine.

Da wir den ganzen Tag hier sind, haben wir reichlich Zeit. Schon wieder Pizza, dann Limonenkuchen mit Meringue. Dann lesen und dösen auf einer Parkbank. Die Sonne lässt das bunte Herbstlaub leuchten. Herrlich schön hier.

Am Abend schlendern wir zurück zum Bahnhof. Hier warten wir auf den Nachtzug nach Budapest. Noch sind es vier Stunden bis zur Abfahrt. Wir setzen uns deshalb ins Bahnhof-Café und trinken welchen. Da spricht mich eine zahnlose Frau an: Sie könne deutsch sprechen; «ichliebedich, aufwidersehen» und «PennyMarkt» ist ihr kompletter Wortschatz. Unser Gespräch ist dementsprechend eher kurz und fruchtlos.

IR 1745 Braşov–Sighişoara, 2:22 h (2:45 h), 128 km, 1.Klasse, 9.60 Euro

25. September 2013

BahnOsten Rumänien: Berg und Tal und Brasov

Bereits um 8:42 fahren wir aus dem Bahnhof Bukarest-Nord. Der Zug kam aus Constanţa und fährt uns nun nach Braşov. Fünf ganz moderne Grossraumwagen und eine rot-weisse Coca-Cola Elektrolok. Der Zug ist fast voll. Er fährt schnell und ist sehr bequem.

Auf dem letzten Stück vor Braşov wird die Strecke bergig. Eine Gegend wie in den Schweizer Alpen; Wälder und Berge. Die Gipfel mit dem ersten Schnee überzuckerte. Wir schlängeln uns durch ein enges Tal aufwärts und dann drüben wieder hinunter.

Auf die Minute pünktlich erreichen wir kurz nach elf Braşov. Unser heutiges Hotel befindet sich direkt im Bahnhofsgebäude. Es nennt sich „Elegance Expresse“ und als ich es buchte, schaute das Bewertungsmännchen sehr ernst. Ein einziger Kommentar, und der warnte eindringlich davor, hier zu nächtigen. Und auf dem Hotel-Werbebild sah es so aus, als ob das Nachttischli brenne.
So arg ist es aber dann aber nicht. Ganz im Gegenteil: Ganz nett, neu und deutlich besser als einige der Bisherigen. Und unser Zimmer liegt direkt oberhalb vom Gleis 1.

Eigentlich wollten wir ja als erstes auf den Tâmpa, den Hausberg von Braşov. Aber ausgerechnet heute fährt die Seilbahn nicht, Revision. Also erkunden wir die Altstadt.

Die Leute flanieren durch die Gassen und die Strassencafés sind üppig voll. Wir schlendern ein wenig umher, bestaunen die schönen Fassaden und Plätze. Dann sehe ich, wie jemand eine Pizza isst; und will ich auch eine.

Die „schwarze Kirche“ ist das bekannteste Bauwerk der Stadt und die grösste Gotische in ganz Rumänien. Und wegen Bauarbeiten geschlossen. Gleich dahinter befindet sich eine schmale Gasse,so schmal, dass ich mich problemlos beidseits abstützen kann.

Den Abend verbringen wir im Hotel. Frau G. liest und ich stehe am Fenster und schaue den Zügen nach. In der Gaststube unter uns spielt Tanzmusik. Ab und zu ertönt eine Lautsprecherdurchsage. Jeweils von einem Weihnachtslied eingeleitet; klingGlöcklein-klingeling. Gemütlich hier.

IR 1582 Bukarest–Brasov, 166 km, 2:40 h, 2.Klasse, ca. 8.10 Euro

24. September 2013

BahnOsten Rumänien: Eiscreme, Revolution und 0 Kilometer

Bukarest. Unser Hotel ist ein preiswertes und dementsprechend ist auch das Zmorgen; Anstaltskost. Darum fahren wir in die Stadt und trinken in einem Strassencafé einen feinen Kaffee. Heute ist wunderbares Wetter, sommerlich warm und dazu ein frischer Wind. Herrlichst.

Bukarest ist eine grosse Stadt, und eine schöne. Wir schlendern durch die Altstadt, also jenen Teil, der das Erdbeben und die kommunistische Städteplanung heil überstanden hat. Schöne Stadthäuser aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert.

Auf dem Platz der Revolution steht ein Revolutions-Denkmal. Es soll an den Volksaufstand im Dezember 1989 erinnern. Und gleich dahinter, auf dem Balkon des heutigen Senats-Gebäudes, hielt Ceaușescu damals seine legendäre Ansprache zum Volk. Das ihn ausbuhte und als Diktator beschimpfte. Eine Woche später war Rumänien frei und der Diktator gebodigt.

Ganz in der Nähe steht die St. Cyprian Kirche. Hier wir seine rechte Hand als Reliquie verehrt. Schon wieder! Wir bewundern das braunhölzerne Teil, wobei sich meine Begeisterung in Grenzen hält.

Dafür beeindruckt uns die "Passage Macca-Villacrosse". Diese zwei Gassen sind mit gelbem Glas überdacht und beherbergen etwa ein Dutzend Cafés, wo die Leute Wasserpfeife rauchen und Karten spielen. Wir schlürfen ein Eiskaffee und geniessen die orientalische Atmosphäre. Schön hier. Und auch die Gegend rundherum.

Im Park vor der Sfântul Gheorghe Kirche überrascht mich Frau G. mit dem „Kilometrul 0“, dem Ausgangspunkt der rumänischen Vermessung. Dankeschön.

Auf dem Nachhauseweg setzen wir uns im Cișmigiu-Park an den Weiher und trinken Traubenmost. Junge Pärchen ruderbooten übers Wasser und lutschen einander im Gesicht. Eine tote Ente dümpelt rhythmisch in den Wellen.
Nebenan ist eine Veranstaltung. Ich erhoffe mir eine Bratwurst, es findet aber bloss die Prämierung der hübschesten Fahrrad-Fahrerinnen statt. Hilft mir jetzt auch nichts, also fahren wir ins Hotel zurück und ruhen uns aus. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende.
Und morgen fahren wir wieder Bahn - ich verspreche es.

23. September 2013

BahnOsten Rumänien: vom Regen aufs Dach des Diktators

Galati. Es regnet wieder. Und wie; es seicht wie aus Kübeln. Wir futtern uns derweilen durch das Frühstücks-Buffet. Es gibt von allem - und fünf Sorten Wurst. So gestärkt lassen wir uns vom Taxi zum Bahnhof bringen. Der ist recht neu und es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Und kurz darauf kommt auch unser Zug; eine Diesellok mit vier Doppelstockwagen.

Neulich wurde ich von der rumänischen Bahn über eine Reservations-Änderung informiert. Jetzt ist mir auch klar, warum? Doppelstockwagen satt normaler. So sitzen wir nun also fast vier Stunden in einen Pendlerzug. Einem pflatschvollen Pendlerzug! Pünktlich um 9:25 legen wir ab.

Nach und nach bessert sich das Wetter. Mächtige Wolken türmen sich am Himmel und die Stoppelfelder leuchten fahl in der Sonne. Richtig schön. Der Zug rauscht pfeilgerade über die topfebene Landschaft. Einige Minuten zu früh erreichen wir unser Ziel, den Bahnhof „Bucureşti de Nord“. Unser Hotel „Andy“ liegt praktischerweise gleich nebenan.

Bukarest wird gerne „das Paris des Ostens“ genannt. Das wollen wir uns mal aus der Nähe anschauen, kaufen einen Stadtplan  und fahren mit der der „Metrou 1“ ins Stadtzentrum. An der Piața Unirii steigen wir aus, rolltreppen ans Tageslicht und schauen einmal rundum. In der Ferne sehen wir schon den einstigen "Palast des Volkes", ein Überbleibsel des furchtbaren Ceaușescu-Regimes.

Der Palast wurde in den 1980-er Jahren gebaut; geplant von der jungen Architektin Anca Petrescu. Masslos, neoklassizistisch und unglaublich gross. Für den Palast wurden ein beträchtlicher Teil der Altstadt abgerissen, stattdessen entstanden da breite Boulevards, grosse Plätze und noble Stadthäuser.

Heute sind im Palast zwei Museen, ein Konferenzzentrum und zahlreiche internationale Organisationen und das Parlament untergebracht. Wir besuchen das Kunstmuseum, also eigentlich vor allem die  Dachterrasse der Cafeteria.

Wer hätte früher mal gedacht, dass wir einmal oben auf Ceaușescu-Palast sitzen und in die Wolken schauen. Er selber konnte das übrigens nie tun, noch bevor der Palast fertig war, war es sein Leben auch; Loch im Kopf.

IR 1670 Galaţi–Bukarest, 3:53 h, 230 km, 2.Klasse, ca. 10.00 Euro

21. September 2013

BahnOsten Moldawien: pfützenhüpfen durch ein unbekanntes Land

Der Tag beginnt so wie der gestrige endete; Chişinău im Regen. Wir schlafen lange und heimsuchen dann den Frühstücksraum. Heute sind zwei Aufseherinnen da. Beide in weissen Ärmelschürzen, wie in den alten Filmen die Irrenhaus-Wärterinnen.
Heute stehen die beiden Schüsseln mit den Omeletten anders als sonst; heute die mit Kartoffelfüllung rechst, Käsefüllung links. Die Aufseherinnen informieren daher jeden ankommenden Gast persönlich über die Veränderung - einfach die Schüsseln andersherum hinzustellen wäre vielleicht einfacher gewesen!
Wir nehmen ein Taxi zum Busbahnhof „Autogara de Sud“. Es schüttet wie aus Eimern und über die Strasse fliessen richtige Bäche. Am Busbahnhof ist trotz des miesen Wetters viel Betrieb. Zum Glück ist der Busbahnhof überdacht. Wobei – das Dach ist stark inkontinent, aber wir finden trotzdem noch ein trockenes Pfützchen.

Wir fahren heute mit dem Bus, weil der Zug mitten in der Nacht fährt, und wir wollen doch etwas sehen von Moldawien. Pünktlich um 11:30 fährt unser Bus, ein betagter Neoplan aus Deutschland, los. Es geht Richtung Süden.
Nach einer Stunde hört der Regen auf und schon bald scheint zaghaft die Sonne. Im Bus wird es warm. Frau G. beklagt sich über Hitzewallungen ihrerseits. Um halb zwei machen wir in Leova eine kurze Rast. Ich suche das WC, rieche es lange bevor ich es sehe.

Das Wetter wird immer besser, dafür zeigen sich die Spuren der heftigen Regenfälle der letzten Tage. Schlamm und viele hundert Meter lange Pfützen. Manche Nebenstrassen sind völlig zerstört und viele Häuser überflutet. Oft geht’s nur im Schritttempo voran. An einer Stelle ist auch das Bahngleis unterspült und ein Zug sitzt fest. War der Bus doch die richtige Wahl!

Die Landschaft ist hübsch; etwa so wie in Südfrankreich. Hügel mit Reben, Obstbäume, Sonnenblumenfelder. Lange Nussbaum-Alleen. Ab und zu ein Dorf. Richtig schön hier.

Mit einer halben Stunde Verspätung erreichen wir um halb fünf die Grenze im südlichsten Zipfel Moldawiens. Die Ausreiseprozedur geht zügig und ohne nennenswerte Kontrolle vonstatten.

Auf der anderen Seite des Flusses findet die Einreise nach Rumänien und die EU statt. Eine lange Kolonne verheisst nichts Gutes. Und so ist es dann auch; anstehen und warten. Die eigentliche Kontrolle geht dann aber zügig und problemlos. Nach Galati sind es dann nur noch ein paar Kilometer.

Gegen halb sieben sind wir in unserem Hotel. Vom Balkon sehen wir die Donau und am gegenüberliegenden Ufer einen wunderschönen Regenbogen.

Bus „Moldova“ Chişinău–Galaţi, 6:00 h (6:45 h), 230 km, ca. 7.10 Euro

17. September 2013

BahnOsten: von Rumänien nach Moldawien

Iasi. Zum Frühstück gibt’s heute Spiegelei und über Iaşi Hochnebel. Am Busbahnhof, gegenüber vom Bahnhof, ist heute Morgen nicht viel los. Halbvolle Busse kommen und gehen. Alles ist perfekt organisiert und die Leute sind ausgesprochen nett. Eigentlich wäre ich ja lieber mit dem Bahn gefahren, aber die Fahrt dauerte schier endlos. Und so machen wir es halt wie die Einheimischen und nehmen den Bus.

Unserer nach Chişinău startet pünktlich um neun Uhr vom Peronul 5. Ein „Otokar“ mit dreissig Sitzplätzen und einem Riss in der Frontscheibe. Der Fahrer ist so ein richtiger Kerl; Bürstenschnitt, Lederjacke und Zigarette.
Bereits nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir die Grenze. Kurze Kontrollen beiderseits vom Grenzfluss – und schon sind wir aus der EU raus und in Moldawien drin.

Die Landschaft ist – öööhm, ja wie soll ich sagen – da. Hügel und struppige Felder. Ab und zu ein Landstädtchen. Es regnet, kaum Verkehr. Die Strasse ist manchmal etwas zerknittert oder perforiert, oder onduliert. Wir kommen dennoch recht zügig voran. Nach etwa drei Stunden erreichen wir schon den Stadtrand von Chişinău, der Hauptstadt Moldawiens. Jetzt hat es etwas mehr Verkehr, es geht drunter und drüber. Als es dann irgendwie nach Stadtzentrum ausschaut, steigen wir aus. Unser Hotel ist erstaunlicherweise ganz in der Nähe.

Das Hotel „Cosmos“ hat 22 Stockwerke und ich würde es nicht als sehr zierlich bezeichnen. Und auch nicht als brandneu. Unser Zimmer liegt im zehnten Stock und ist braun-beige in allen Varianten. Vom Balkon aus sieht man – die Nachbarhäuser. Und im Westen den blauen Himmel.

Heute müssen wir unbedingt noch einige Tickets für die Weiterreise besorgen. Was mich wenig freut, da ich endlose Palaver befürchte.
Auf dem Weg zum Bahnhof latschen wir zufällig einem kleinen Busfahrschein-Fachgeschäft vorbei. Minuten später haben wir unser Busticket nach Galaţi in den Händen. Super. Am Bahnhof gibt es zwar kaum Züge, aber einen Schalter für internationale Billets. Völlig problemlos erfüllt man uns unsere exotischen Wünsche. Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass das so gut klappt! Und so freundlich.

Bus „Transbus Codreanu“, Iasi–Chisinau, 130 km, 3:15 h, ca. 10.50 Euro

16. September 2013

BahnOsten Rumänien: Iaşi mag uns

Das Hotel "Continental" liegt mitten im Stadtzentrum von Iaşi und war einst wohl eines der Besten der Stadt. Inzwischen ist es ein wenig in die Jahre gekommen und verströmt dieses typische Ostblock-Flair. Abgetretene Teppiche und furnierte Spanplatten. Unser Zimmer ist sehr gross und wohnlich. Einzig ein grosser Wasserfleck an der Decke weist auf gewisse Schwächen während der Regenzeit hin. Aber was soll‘s, jetzt ist Spätsommer und sonnig.

Der Lift gibt weinerliche Geräusche von sich. Und er bleibt unterwegs immer wieder stehen. Einfach so, auch da wo es keine Tür hat. Wir drücken dann auf den  Knöpfen herum, bis er wieder fährt. Irgendwohin.
Gleich vor unserem Hotel ist ein grosser Platz, Plata Unirii, mit einem Denkmal. Gestern Abend haben hier die Leute Tango getanzt. Und später haben Andere für Strassenhunde demonstriert. Oder dagegen, so genau konnte ich das nicht erkennen; jedenfalls etwas mit Hunden.

Der Bulevardul Ștefan cel Mare ist die Flaniermeile von Iaşi. Er führt von unserem Hotel bis zum Kulturpalast im Süden. Vorbei an grossen Theatern, prächtigen Kirchen und üppigen Warenhäusern. Aber auch vorbei an sozialistischer Betonarchitektur, die mittlerweile ja auch schon wieder sehr reizvoll ist.

Der Kulturpalast ist ein riesengrosses schlossähnliches Gebäude mit Türmen und Türmchen. Gleich südlich davon liegt der Palas-Park. Wasserspiele, Blumenrabatten und Garten-Cafés. Und rundherum jede Menge nagelneuer Shoppingcenters. Eigentlich ganz schön hier.

Zu Fuss und mit der Strassenbahn erkunden wir die Innenstadt. Manche der Trams sind aus Stuttgart und fahren hier in ihrem zweiten Leben im Kreis herum.
Auf vielfachen Wunsch trinke ich heute ein Ursus Bier. Später muss ich feststellen, dass das zusammen mit Schoggi-Torte eigenartig schmeckt.

Iaşi ist eine unglaublich angenehme und gemütliche Stadt. Hier würden wir gerne noch etwas länger bleiben. Aber morgen müssen wir weiter - wir haben doch keine Zeit...