30. September 2011

Rotz oder Vogler?

Obwalden ist einer dieser kleinen „Halbkantone“. So klein, dass wir bloss Anspruch auf einen einzigen Nationalrat haben. Dieses Jahr stehen dafür zwei Kandidaten zur Auswahl. Beide mit hässlichen Namen: Christoph von Rotz und Karl Vogler.

Ich beschreibe euch mal die beiden:
Der Christoph von Rotz (Gifi) ist der jetzige Amtsinhaber, Brillen- und Krawatteträger, zehn Zähne. Informatikfuzi. Er schämt sich offensichtlich seiner Partei, denn er wirbt ohne das SVP-Logo.
Der andere ist Karl Vogler (Schnupfer). Trägt Breschnjew-Brille und das Hemd offen. Keine Frisur und acht Zähne. Partei- und farblos. Rechtsanwalt. Vernünftig und ein ehrlicher Schaffer.

Welchen soll ich am 23. Oktober auswählen? Bitte helft mir ...

29. September 2011

komischer Krokus

Nun blühen sie wieder; die Herbstzeitlosen. Jetzt ist definitiv Herbst.

Bei uns wird die Herbstzeitlose auch „Bocksäckel“ genannt. Dies weil die längliche Kapselfrucht aussieht wie ein – öhm – lassen wir das; schaut halt selber mal. 

28. September 2011

die Judendörfer

Auf den ersten Blick unterscheiden sich Lengnau und Endingen im Aargau nicht von den umliegenden Dörfer. Gewöhnliche Dörfer an einem Bach namens Surb gelegen. Wer aber genauer hinschaut, dem fallen als erstes die eigenartigen Kirchen auf. Und das sind gar keine; das sind Synagogen.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden Juden aus den Städten und Dörfern vertrieben. Sie durften sich künftig nur noch in den beiden „Judendörfer“ Lengnau und Endingen niederlassen. Und dies nicht etwa aus Nächstenliebe, sondern weil man sie da mit zahlreichen Steuern und Abgaben schröpfen konnte. Oder ab und zu auch mal plündern.
Jeremias Gotthelf schrieb 1812: «Die Kerls sind wie die Fliegen; man mag sie noch so derb treffen, wenn man sie nicht gerade totschlägt, so kommen sie immer wieder.»

Die Synagoge in Endingen weist zahlreiche maurische/orientalische Details auf. Und eine Kirchenuhr, was bei Synagogen unüblich ist.

Ennet der Brücke über die Surb steht ein jüdisches Badehaus. Heute wird es als Wohnhaus genutzt. Danke für die spontane Besichtigung...

Die Synagoge in Lengnau steht selbstbewusst und schweinchenrosa am Dorfplatz. Sie erscheint neoromanisch und hat auch eine Uhr über dem Eingang.

In einem Wäldchen an der Grenze zwischen Lengnau und Endingen befindet sich der älteste jüdische Friedhof der Schweiz. Bis 1750 wurden die Juden auf einer Insel im Rhein bestattet, im Niemandsland zwischen den Landesgrenzen. Der Friedhof wird auch heute immer noch genutzt und kann deswegen nur am Sonntagnachmittag besucht werden. Es lohnt sich...
Mehr Infos: Jüdischer Kulturweg.

27. September 2011

3 für 2 duschen

Viele Leute (mehrheitlich Leutinnen) haben zur Körperpflege ein überaus inniges, ja religöses Verhältnis. Die regelmässige Reinigung ist eine kultische Handlung. Das Spiegelschränkli über dem Waschbecken fungiert sozusagen als Hausaltar. Vollgestellt mit bunten Zauberfläschli und heilversprechenden Töpfchen und Tuben. Zum Schutz vor bösen Einflüssen werden allerhand Chemikalien aufs Gesicht gestrichen. Zudem süssliche Düfte aufgesprüht und einzelne Gesichtspartien mit bunte Farben hervorgehoben. Dies wohl um potentielle Sexualpartner anzulocken oder Eindringlinge ins eigene Revier zu beeindrucken.

Ich kann und will mich diesem Tun nicht entsagen. Neulich kaufte ich deswegen Shampoo der Marke: «3 für 2». Das stand jedenfalls auf der orangenen Banderole, die die drei Plastik-Flaschen umklammerte. Die Flüssigseife funktioniert tadellos. Allerdings riecht sie herb nach Tabak. Nach abgestandenem Zigarrenrauch. Erinnert mich an das alte Bahnhofrestaurant in Bratislava. Da trat ich an einem kalten Wintermorgen ein. Und eine strenge Wolke aus Zigarrenrauch, feuchten Stiefeln und Sauerkrautsuppe schlug mir entgegen.
Wer hätte damals geahnt, dass dieser Mief einst Vorlage für mein «Shampoo for men» sein würde.

26. September 2011

was zum Teufel ist Quorn?

Kürzlich habe ich in der Migros aus versehen „Quorn Schnitzel nature“ gekauft. Quorn, was zum Teufel ist das? Und wozu?
Quorn ist fleischloses Fleisch; hergestellt in England. Beides muss einem arg zu denken geben. Quorn besteht aus einem Schimmelpilz, der in grossen Stahltanks in der Fabrik aufwächst, dann mit Eiweisspulver und Geschmacksstoffen angereichert und zu Esswaren gepresst. Sieht aus wie geknüllte Einlegesohlen.
Und was kocht man mit dem „Etwas“? Wie immer in solchen Fällen; anbraten und Curry-Sauce drüber – und nennt es „indisches Sandwich“.

die Zutaten:
1 Packung „Quorn Schnitzel nature“, gibt es im Migros…
Brötchen
verschiedene Gemüse
Joghurt
diverse Gewürze

Die Quorn-Schnitzel würzen und anbraten. Für die Sauce habe ich Nature-Joghurt mit Curry (ohne Kardamom), Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und Kurkuma gewürzt. Etwas Chilli, Rosinen und Schnittlauch dazu. Und dann daraus und etwas Salat (und/oder Gemüse) ein Sandwich basteln. Essen.
Das Quorn-Zeug schmeckt überraschender gut, jedenfalls wesentlich besser, als man es sich vorstellt. Es schmeckt wie - öhm - fleischloses Fleisch.

24. September 2011

dringliche Warnung!

Achtung, Achtung – dringende Warnung!
Heute Abend ab 20:05 Uhr überträgt das Schweizer Fernsehen die „Miss Schweiz Wahl 2011“. Zwölf „Finalistinnen“ aus allen Landesteilen kämpfen um den Titel. Experten warnen nun; Zuschauer riskieren schmerzhafte Gesichtslähmungen und bleibenden Gehirnschäden.

Um die zu schädlichen Auswirkungen möglichst erträglich zu halten, bitten sie die betroffene Bevölkerung die nachfolgenden Schutzvorkehrungen zu treffen:
 
+ Halten sie Fenster und Türen geschlossen
+ bedecken Sie den Fernsehapparat mit einer nassen Wolldecke
+ ebenso ihre Kinder und/oder Haustiere
+ halten sie einen Eimer parat, vermutlich müssen Sie erbrechen
+ verpflastern Sie ihre Augen und Ohren, kneifen Sie den Po zusammen
+ verhalten Sie sich ruhig - und hoffen Sie auf die Rettung

Noch ist Zeit zur Flucht; laufen Sie...
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23. September 2011

Tiefflieger

Wenn ich das Schild sehe, denk ich immer: Die müssen schon verdammt tief fliegen, um das lesen zu können.

Oder die Piloten haben Augen wie Adler...
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22. September 2011

Eisenbahnsport

Neulich verspürte ich Langeweile. Und was tut man dann: Zugfahren! Und bei der Gelegenheit habe ich gleich einen neuen Sport erfunden: "Eisenbahn-Sport". Man hockt sich frühmorgens in einen Zug und fährt irgendwohin. Dort steigt man in den nächstbesten Zug um und fährt weiter. Den ganzen Tag lang, möglichst weit. Um Mitternacht muss man aber wieder zuhause sein - ein Rundstreckenrennen, sozusagen.

Jetzt schreien natürlich viele auf: «Das ist doch kein Sport; nur herumsitzen!!!». Aber da irrt ihr gewaltig. Das ist ein ernsthafter Sport; wie Motorsport, Reitsport oder Segelsport. Man hockt drauf und für den Vortrieb wird gesorgt. Immer noch besser wie Hundsport oder Schach, da hockt man bloss am Spielfeld und schaut teilnahmslos.

21. September 2011

Finger im Auspuff

Mein Arzt meinte, er möchte eine Prostata-Untersuchung machen. Da musste ich ihm zustimmte. In seinem Alter ist so Vorsorgeuntersuchung sicher nicht falsch. Aber - er meinte aber MICH!

Ich frage mich nun; wie wissen eigentlich die Ärzte, wie sich eine gesunde Prostata anfühlt? Gibt es da „Freiwillige“, die  ihre Backen darbieten. Vielleicht ein Nebenerwerb; jeder Ein-Griff ein Gewinn...

PS: Ein allfälliger thematischer Zusammenhang mit dem gestrigen SVP-Beitrag wäre rein zufällig.

20. September 2011

Schweizer-Volks-Pasta

Jetzt lümmeln sie wieder auf dem Bahnhofplatz herum. Bequatschen die Passanten und betteln um Aufmerksamkeit. Ich meine nicht die verfilzten Kiffer – nein, die Kandidaten der eidgenössischen Wahlen.
Sie lächeln hoffnungsvoll von Plakaten und persönlich. Und das angelockte Stimmvieh bekommt Prospekte und kleine Geschenke in die Hand gedrückt; meist unnützes Zeug. Vom lokale SVP-Nationalrat bekam neulich aber ein Päckli Nudeln geschenkt: SVP-Pasta.

Die SVP-Pasta besteht aus fremdländischem Hartweizengriess, einheimischen Eiern und „Bergquellwasser“. Die Nudeln sind etwas rauh, schmecken aber herzhaft. Beim zubereiten brechen sie gerne auseinander. Und dann kann man bloss noch Unsinn lesen...

19. September 2011

der Löwen ist feucht

Das Löwendenkmal in Luzern ist weitherum bekannt. Jedenfalls lockt es jedes Jahr zahllose Touristen aus aller Welt an. Der fast 10 Meter lange Löwe wurde 1820 aus dem Sandstein gehauen. Vorher war hier ein Steinbruch, von wo der Sandstein für all die Prachtbauten abgebaut wurde.

Kaum war der Löwe fertig, zeigten sich erste nasse Stellen auf dem Stein. Bei Regenwetter sprudelte es förmlich aus dem Pelz.

Was viele nicht wissen, hinter dem Löwen gibt es einen Hohlraum. Der wurde um 1900 herausgebrochen, um das Wasser abzuleiten. Der brachte dann auch eine gewisse Verbesserung, aber der Sandstein war immer noch nicht trocken. Der Fels bröckelt und modert weiter. So schlimm, dass der Löwen eine Pfote und ein Stück vom Schwanz verlor und diese ersetzt werden mussten.
Kürzlich durfte ich in den Entwässerungsstollen hinein. Eng, finster und nass, also eigentlich nichts besonderes. Aber hinter den Löwen zu flanieren ist dennoch beeindruckend.

17. September 2011

kochen: Rösti mit Kaffee

Es gibt kaum eine Kochsendung im Fernsehen, wo nicht Rösti gemacht wird. Es ist aber schmerzhaft anschauen zu müssen, wie die einfache und währschafte Kost verhunzt wird.
Mein Rösti-Rezept ist von meiner Grossmutter. Sie hat die Rösti immer mit Milchkaffe gegessen. Und zwar wie damals üblich, hat sie den Kaffee direkt in die Röste gekippt. Was sich etwas seltsam anhört schmeckt aber guuut.

Zutaten für zwei Esser:
½ Kilo festkochende Kartoffeln 
Bratfett
Butter 
Salz
Milchkaffee

Also los: Als erstes kocht man die Kartoffeln knapp gar, keinesfalls zu weich. Diese stellt man in den Kühlschrank und bestellt sich eine Pizza zum Znacht, denn die Kartoffeln müssen mindestens einen Tag ruhen.
Am nächsten Tag schält man die ausgeruhten Kartoffeln und raffelt sie. Ordentlich Bratfett in eine Bratpfanne geben und die geraffelten Herdäpfel langsam anbraten. Salzen. Ab und zu wenden. Nach etwa einer Viertelstunde die Kartoffel zu einem Kuchen zusammen schieben und rundherum einige Butterflocken dazu geben. Die Röschti braucht jetzt noch einmal etwa zehn Minuten. Dann ist sie goldgelb und knusprig. Den Röstifladen auf eine flache Schüssel stürzen und mitten auf den Tisch stellen. Und jetzt kommt das wichtigste, der Milchkaffe: Luggen Milchkaffee, also schwachen, ungesüssten Kaffee mit viel Milch drin.
Jeder Esser löffelt nun die Rösti aus der zentralen Schüssel. Entweder tunkt man die Rösti in den Milchkaffe. Oder man schüttet ein wenig Kaffee direkt in die Röstischüssel - schmeckt himmlisch.

16. September 2011

Fragen: meine Seerundfahrt

Kürzlich hat "sweetbrier" um Details zu meiner Velo-See-Rundfahrt gefragt. Mach ich doch gerne.

grössere Karte - dann drück hier

Ich bin in Giswil gestartet. Ab da ging es zuerst hinauf zum Lungerersee; und ab da dann fast nur noch ebenaus oder bergab...

15. September 2011

Fragen: Weihnachten droht

In genau 100 Tagen ist es wieder soweit - Weihnachten. Wir freuen uns ja alle auf das besinnliche Fest, die flackernden Kerzen, die wohlklingenden Blockflötenklänge, das feine Naschwerk und die Sandalenfilme im Fernsehen.
Aber - da ist noch die Sache mit den Geschenken! Ich erwähne das bloss, weil - sollte jemand noch kein ordentliches Geschenk für mich besorgt haben - jetzt wäre noch Zeit dazu. Es muss ja nichts Grosses sein.

Letztes Jahr bekam ich, zum Beispiel, einen Autowäsche-Kalender geschenkt. Und eine Tragetasche für eine Motorsäge. Überaus praktisch, wenn man eine Motorsäge besitzen täte. Beim Terrarium im Vorjahr verhielt es sich ganz ähnlich; ich habe immer noch keinen passenden Fisch. Und ich weiss bis heute nicht, wozu eine aufblasbare Gitarre gut sein soll?
Darum verzichte ich dieses Jahr auf Sachgaben. Und ich verzichte gerne auch auf persönliche Besuche. Statt dessen nehme ich gerne Barbeträge, Diesel-Gutscheine oder allerart Feingebäck entgegen. Oder ich übermittle dir einfach und diskret meine Kontonummer.
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14. September 2011

Brückenspucken

Neulich stand ich auf einer Brücke. Und wie jedesmal überkam mich der unbändige Drang hinunter zu spucken; „speuzen“ wie man hier zu Lande sagt.

Ich suche mir ein geeignetes Ziel; eine Blume, ein Schachtdeckel, ein Jogger. Dann lutsche ich mir eine ordentliche Portion Geifer zusammen. Und dann lasse ich den Choder genüsslich aus dem Mund flutschen. Der Tropf hängt zunächst noch an einem langen schleimigen Faden, ehe er abreisst und in die Tiefe saust. Ich verfolge gebannt den freien Fall. Bis der Geifer fast lautlos aufschlägt und einen feuchten, schnuddrigen Fleck hinterlässt. Aber manchmal verfälscht die Zugluft die Flugbahn meiner Spucke und ich verfehle das Ziel. Dann muss ich die Sache wiederholen. Solange bis ich treffe oder mein Mund ausgetrocknet ist.
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13. September 2011

Sprichwort: der Lurch

Zur Erbauung ein spätsommerliches Sprichwort. Ich habe keine Ahnung was es bedeutet, aber es hört sich irgendwie nach uralter asiatischer Weisheit an. Oder nach Unfug...
«Sei strebsam, wie ein LurchUnd hüte dich vor den alten Männern.»
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12. September 2011

wurstiger Tausendfüssler

Kürzlich hatte ich einen Gedankenblitz. Ein nahezu geniales und überaus witziges Menü. Ein Wurst-Tausendfüssler, oder so…
Als ich das Bild dem Peter zeigte, sagt der: «Kenn ich, hab ich im Internet gesehen»! Nun bin ich völlig enttäuscht, ja erschüttert. Da habe ich mal eine neue Idee. Und nun gibt’s das schon, und meine Idee ist gar keine neue. Ich zeige euch mein Wurst-Tausendfüssler aber trotzdem.

die Zutaten:
fingergrosse Würste; Knackerli oder so.
Spaghetti
Sauce

Wie ich es gemacht habe, mag ich nach meiner Enttäuschung nicht mehr erzählen. Nur soviel; weiche Nudeln gehen schlecht durch harte Würste.

10. September 2011

Dinosaurier-Braterei

Neulich habe ich zugeschaut, wie sie einen Dinosaurier gebraten haben. Anschliessend wurde er von den Eingeborenen gefressen...

... bis nur noch das Gerippe übrig blieb.
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9. September 2011

in den Berg gucken

Damals wussten die Planer des ersten Gotthard-Tunnels bloss: Irgendwo ennet dem Berg liegt Airolo. Und dahin soll die Eisenbahn fahren – von Göschenen direkt durch den Fels. Die Frage war nun, in welcher Richtung soll man den Tunnel bauen, damit man dann mitten im Berg auf den Tunnel aus der Gegenrichtung trifft?
Zwei Vermesser, Otto Gelpke und etwas später Carl Koppe nahmen sich der Aufgabe an. Sie legten ein Triangulationsnetz über den Gotthard und massen die genaue Lage der beiden Portale ein. Als „Massstab“ nutze man eine etwa 1‘200 Meter lange Basislinie zwischen Andermatt und Hospental. Mit diesen Messungen konnten sie nun die Tunnelachse definieren.
Damals waren nur schnurgerade Tunnels möglich, Tunnel mit Kurven konnte man nicht genügend genau einmessen.

Man hatte also jetzt den Startpunkt des Tunnels und die geplante Richtung. Diese theoretische Linie wurde nun möglichst weit ausserhalb des Tunnels präzise vermessen. Von diesem Punkt, dem Observatorium, konnte man dann in den künftigen Tunnel hineinschauen und -messen. Theoretisch hätte man durch den ganzen Gotthard hindurch nach Airolo schauen können.

In Göschenen befand sich das Observatorium etwa 600 Meter vor dem Tunnelportal, direkt an der Göschenerreuss. Ungeschickterweise versperrte aber ein Felskuppe die direkte Sicht auf das Tunnelportal. Deshalb musste extra ein 110 Meter langer Stollen ausgebrochen werden, der "Visierstollen".
Die Tunnelachse wurde vorsichtshalber weiter hinten mehrfach rückversichert. Mit sogenannte "Tunnelmarken".

Und heute; was ist davon noch zu sehen? Den Visierstollen gibt es noch, und er kann auch besichtigt werden. Der unscheinbare Eingang befindet sich gleich hinter dem Bahnhof. Von den Tunnelmarken ist kaum mehr etwas zu finden. Einzig von einem einzigen Messpunkt gibt es noch einige Überbleibsel: Mörtelreste und eine rostige Eisentür.

Die damaligen Vermessungen waren unglaublich genau. Die beiden Tunnels trafen mittem im Gotthard präzise aufeinander. Seitlich betrug die Abweichung 33 cm, in der Höhe bloss 7 cm. Die Tunnellänge von Göschenen nach Airolo wies allerdings einen Fehler von 7.10 m auf; was aber bei einer Tunnellänge von 15 Kilometer zu verschmerzen war.

Am kommenden Wochenende ist wieder der "Europäischen Tag des Denkmals" und da kann man in Göschenen sogar Vorträge zu diesem Thema besuchen.

8. September 2011

Pneu-Wichser-Mofa

Männer in reiferem Alter legen sich gerne mal eine knackige Freundin und einen Töff zu. Oder einen Porsche. Sie tragen enge Lederjeans und kämmen ihr Resthaar zu einem Rossschwanz.

Ich möchte mich vorerst mit einem Motorrad zu begnügen. In Erinnerung an meine wilden Jugendjahre soll es der heisseste Feger der 1970er Jahre sein. Ein Töff mit futuristischer Technik, ein mobiles Kulturgut - ein Vélosolex 3800.
Wer das Vélosolex nicht kennt: Das ist ein französisches Mofa mit einem Frontmotor. Er überträgt die Kraft mittels einer Reibrolle auf das Vorderrad. Deswegen wird das Antriebssystem landläufig als „Pneu-Wichser“ bezeichnet.

Wer mir eines vermitteln kann, bekommt von mir ein Geschenk. 
Wahlweise eine Tonbandkassette mit indischer Musik oder ein grosses Glas Zwetschgenkonfi.
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7. September 2011

Knüppel im Gesicht

Damals war ich bald acht Jahre alt und es war Herbst. Seit gut einem Jahr nötigte man mich zum Schulbesuch. Grauer Morgennebel und auf den Stromdrähten hockten Krähen. Ich musste jeden Tag in aller Frühe aufstehen, gestrickte Strumpfhosen und eine Wollmütze anziehen. Wollene Strumpfhosen waren wegen der drohenden Erkrankungen zwingend erforderlich; bestimmte die Mutter. Und sie hatte recht, ich hatte immer gesunde Beine. Aber ich hasste die Strumpfhosen trotzdem. Egal ob die blauen oder die braunen, Strumpfhosen jucken und sind für Mädchen. Ich war aber ein Bub!
Im Schulhaus musste ich an ein Pult setzen. Mit geradem Rücken und mit Finken. Auf Kosten der Gemeinde wurde mir schreiben, rechnen und singen beigebracht. Ich machte widerwillig mit, bloss um keinen Konflikt zu provozieren. Nach unendlich vielen Stunden Unterricht durfte ich jeweils wieder nach Hause gehen. Nach so langer Abwesenheit war ich oft froh, mich überhaupt noch an den Heimweg zu erinnern.

Eines Tages meinte die Mutter, es wäre gut, wenn ich in den freiwilligen Musikunterricht ginge. Freiwillig! Ich wollte der Gemeinde jedoch keine weiteren Kosten verursachen und verzichtete auf das Angebot. Es stellte sich dann aber heraus, dass man „freiwillig“ unterschiedlich definieren kann! Ich musste in den Musikunterricht.
Dort erwartete mich eine graue Frau in einem grauen Kleid. Sie hatte einen unterarmlangen Knüppel in der Hand. Ich befürchtete Schläge. Es stellte sich dann aber heraus, sie hielt eine Blockflöte in den Klauen. Blockflöte ist etwas für Mädchen! Blockflöte! Ich musste hinein blasen, widererwarten kam aber keine Musik heraus. Nur schrille Pfiffe und wässriger Schnudder. Und aus meinen Augen Tränen. Wir einigten uns draufhin, dass diese zwanzig Minuten Musikunterricht vorerst genügen müssen.
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6. September 2011

tiiiefe Schlucht

Vor 9‘500 Jahren donnerten mehr als 30 Milliarden Tonnen Fels ins Rheintal hinunter und füllten es vierhundert Meter hoch auf. Dem Rhein blieb in der Folge nichts anderes übrig, als sich ein neues Flussbett in den Schuttkegel zu fressen. Es entstand die heutige Rheinschlucht. Zwischen Illanz und Reichenau in Graubünden, etwa 15 Kilometer lang.

In den letzten Jahren wurden einige neue Aussichtsplattformen gebaut. Am bekanntesten ist „il Spir“ in Conn. Die spektakuläre Stahlkonstruktion von der Churer Architektin Corinna Menn bietet eine spektakulären Ausblick in die Tiefe und Ferne. Vielleicht etwas zuviel Spektakel, die Aussicht hätte mir genügt. Aber wenn man hüpft, schwingt sie leicht auf und ab - herrlich.

Uns haben „Islabord“ und „Spitg“ gegenüber besser gefallen. Der Ausblick ist mindestens so grandios, und die Plattformen sind viel schlichter gestaltet. Und ein Spaziergang in der Schlucht unten ist auch ganz nett.

5. September 2011

alle Seen sehen

Bei uns in den Bergen gibt es nicht nur solche; sondern dazwischen auch Seen. Kürzlich habe ich mich auf meinen Velo geschwungen und bin rundum pedalt. Mein Velo ist dunkelgrauschwarz und es hat zahllose Gänge. Es ist ein gutes Velo, nur selten wirft es mich ab. Es hat so einen Gel-Sattel, in der Mitte geschlitzt und ganz ganz weich; wegen den Reibereien. Und wegen meinen Testikeln. Aber darum geht es jetzt nicht.

Meine sommerliche fünf-Seen-Rundfahrt in Obwalden:

Der Sarnersee, um den dreht sich alle...

Der Wichelsee, eigentlich bloss ein gestauter Bach.

Auf dem Holzsteg am Alpnachersee entlang.

Das Gerzenseeli mit zahlreichen Seerosen und Fröschen liegt mitten im Kernwald.

Der Lungerersee, diesmal mit Wasser.

Rund um alle Seen sind es etwa 70 Kilometer. Wer nicht mehr mag, kann auch abkürzen.

4. September 2011

mein ockerbrauner Husten

Neulich haben wir uns ja so nett darüber unterhalten, warum immer rosa WC-Papier verkauft wird. Und ob ein trübes Ockerbraun nicht dem Anlass besser entsprechen täte?

Heute bin ich nun zur Erkenntnis gelangt, dass ein trübes Ockerbraun auch für Autos keine schlechte Farbwahl wäre...
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3. September 2011

Lichtkreuze - nett und bunt

In den Weltstädten Berlin, Wien und Paris waren sie schon zu sehen; die „Lichtkreuze“ von Ludger Hinse aus Recklinghausen. Zur Zeit sind sie in der Obwaldner Nichtweltstadt Lungern ausgestellt.
Wenn der Künstler extra so weit fährt, um uns seine Lichtkreuze zu zeigen, so musste ich auch hin und sie anschauen.

Mit dem Kopf im Nacken stand ich dann da und schaute steil nach oben. Und hing dann so ein Kreuz. Aus buntem Plastik war es. Hübsch anzuschauen; mehr aber nicht. Warscheinlich liegt es an mir: Aber hätte ich dafür nach Berlin, Wien oder Paris reisen müssen - ich wäre enttäuscht gewesen...
Die Lichtkreuze hängen in verschiedenen Kirchen und Kapellen in Lungern.

2. September 2011

Sprichwort: Haar am Schwanz

Es gibt Sätze, die man kaum auswendig lernen kann.
Zum Beispiel diesen hier:

«Soviel Tag im Jahr, wie der Fuchs am Schwanz hat Haar»

...und jetzt auswendig wiederholen.

1. September 2011

die Schlampen-Torte

Wir stellen uns folgende Situation vor: Es ist ein trübregnerischer Samstag. Du liegst auf dem Sofa und starrst teilnahmslos an die Zimmerdecke. Im Fernseh kommt nichts oder Formel-1-Training. Und im Arte ist grad Thementag „Geigenbau in Grønland“. Eine Fliege klettert nichtsnutzig am Fensterglas auf und ab. Plötzlich klingelt das Telefon, eindringlich: Parasitäre Verwandtschaft droht mit einem spontanen Besuch.
Vor deren Einmarsch muss noch gschwind ein schneller Kuchen her. Flach und nicht zu gross, damit er gschwind gegessen ist. Und nicht allzu gut, denn sonst kommen sie bald wieder zu Besuch und wollen erneut von der feinen Torte haben.

die Zutaten:
1 Tortenboden, den gibt es im Supermarkt fixfertig zu kaufen
1 Tüte Pudding, die gibt es im Supermarkt ...
½ Liter Milch, die kommt fixfertig unten aus der Kuh raus
Banane oder Beeren, ich hatte grad Trauben da

Aus Milch und Puddingpulver einen Pudding herstellen. Wie das geht steht im Kleingedruckten auf der Tüte. Die Banane schälen und in Scheiben schneiden. Die Trauben auch. Die Hälfte der Früchte nun auf den Tortenboden werfen. Pudding darüber und noch einmal Früchte darauf. Schon fertig - die Torte in den Kühlschrank stellen, damit der Guss fest wird.
Wenn die Eindringlinge da sind, aufschneiden und verabreichen.