27. Mai 2016

Rhein-Marne-Kanal: der heilige Finger

Wir übernachteten gestern Abend noch einmal mitten in Nancy am Bassin Sainte-Catherine. In der Ferne hörten wir die Fussballer jubeln. Später feuerte jemand Böllerschüsse in die Luft, dann fuhren alle von unserem Parkplatz weg. Und morgens um sechs ging die Sonne auf und einige Jugendliche diskutierten nebenan lautstark die Tagesaktualitäten. Insgesamt war es eine eher unruhig Nacht.

Kurz nach Nancy sehen wir schon von weitem die beiden Türme der Kirche von Saint-Nicolas-de-Port. Die will ich mir unbedingt gschwind anschauen, denn da bewahrt man einen Finger vom Sankt Nikolaus auf.
Die Kirche ist ja nicht zu verfehlen, aber wo im Grossen Innenraum finden wir den heiligen Finger. Ich frage den Sigrist. Ganz einfach; ich muss einen Euro einwerfen und dann öffnet sich surrend das Fenster zur Schatzkammer, das Licht geht an – und da ist er. Goldgefasst und grell beleuchtet, der Nikolaus-Finger. Wir sind – öööhm – erstaunt.

Aber wie ist dem Nikolaus ein Finger abhanden gekommen? Hat er ihn wie eine angerauchte Zigarette einfach irgendwo liegen lassen? Oder hat er ihn aus Versehen mit der Baumschere abgezwackt, oder hat ihn damals der Totengräber ein Souvenir mitlaufen lassen? Man weiss es nicht.

Nach diesem kulturellen Höhepunkt fahren wir weiter heimwärts. Die Landschaft ist hügelig. Rapsfelder und kleine Dörfer, wo die Häuser zu verkaufen sind. Halt typisch Lothringen!
Je länger je mehr graue Wolken ziehen auf. Wir nähern uns den Vogesen. Die Hügel werden zu Bergen und sind nun mit Tannen bewachsen. Die Strasse steigt stetig an. Dann kommen wir auf den Col de la Schlucht, die Passhöhe ist auch gleichzeitig die Grenze zum Elsass. Doch wir bleiben in Lothringen und fahren auf der Route des Crêtes weiter südwärts.

Diese Strasse führt – wie es der Name schon sagt – immer der Krete entlang. Ursprünglich war sie eine Militärstrasse und versorgte im 1. Weltkrieg die französischen Soldaten. Auf der andern Seite der Krete war das Elsass, und das gehörte damals zu Deutschland. Also zum Feindesland. Zahlreiche Denkmäler und Soldatenfriedhöfe erinnern an diese unrühmliche Zeit.

Hier auf etwa 1‘400 Meter Höhe liegen noch Schneeresten. Doch überall spriessen schon die Frühlingsblumen – und die Ausflügler.
Ein Töff-Fahrer transportiert seinen Hund im Tankrucksack und der Hund trägt eine extra Hunde-Brille. Zum Glück hat er bloss einen kleinen Hund dabei, mit einem Rottweiler stellte ich mir das schwierig vor?

Irgendwann enden dann die Vogesen und wir müssen wohl oder übel wieder ins Tal hinunter. Wir übernachten an der berühmten Schleusentreppe von Valdieu. Ganz einsam und malerisch. Ausser uns sind nur noch zwei Fischer und ein Fischreiher hier.

5 Kommentare:

  1. Col de la Schlucht, da brach mir die Einspritzleitung am Sonntach :-( no Chance- fuhr dann auf 5 Zylindern nach Hannover, hat nicht geschadet , montag musste der Bua zur Schule , scheint ja wichtiger zu sein als son depperter Moteur.......... Gruß th

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    1. DU hast es gut, unser Möbelwagen hat bloss 5 Zylinder!

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  2. Saint-Nicolas - de - Port kenne ich. Den Finger vom Samichlaus zuwar nicht, dafür das Bierbrauermuseum und die Storchenkolonie unten am Fluss. Und die Mücken. Aber das ist eine andere Geschichte.
    CRyw

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  3. Stimmt - Bier sollte man eher ergebnisorientiert trinken... anschauen bringt nix.

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