19. Mai 2016

Rhein-Marne-Kanal: der Trend zur Zweit-Salatschleuder

Als ich heute Morgen in meiner Kajüte erwache, höre ich euphorischen Beifall. Erst fühle ich mich wie ein Superstar, bemerke dann aber, dass es bloss der Regen ist, der aufs Deck plätscherte.
Gegen Mittag lässt der Regen nach. Wir tankten gegenüber noch gschwind Frischwasser und fahren dann los. Die Landschaft ist nett und nass. Grasland, Bäume und ab und zu feuchte Kühe. Manchmal sehe ich am Horizont einige Hausdächer. Meist sind das kleine Dörfer mit Namen wie „Schneckenbusch“ oder ähnlichem.

Das Dorf Hesse liegt als einziges direkt am Kanal. Ein Gaststätte-Reklameschild lockt uns an Land. Wir knüpfen unser Schiff an einen rostigen Tanker und schauen uns die Sache aus der Nähe an. Das Lokal ist geöffnet und nett; und wir konsumieren einige bunte Getränke. Dann stapfen wir zurück und fahren weiter.

Das Wetter bessert sich nach und nach, manchmal tröpfelt sogar schon etwas Sonne aus den Wolken. Der Kanal ist gut und so rauschen wir mit 6 km/h dahin – 8 wären erlaupt. Gegen vier Uhr sind wir in Gondrexange. Hier zweigt der Saar-Kanal ab. Und ab hier geht unser Kanal mitten durch einen See hindurch. Allerdings merken wir davon kaum etwas, da der Kanal mehr als zwei Meter unter dem Seespiegel liegt und wir deshalb statt des Sees bloss Böschungen sehen.

Der Kanal ist selten gerade, meistens kurvt er wild in der Gegend herum. Das kommt daher, weil das Kanalwasser naturgemäss immer waagerecht sein muss und der Kanal deshalb auf gleicher Höhe am Hang entlang läuft. Ganz anders als die Flüsse, die immer ganz unten im Tal fliessen. Manchmal können wir vom Kanal über die Häuser hinweg in die Landschaft hinaus schauen. Manchmal liegt er aber auch in einem Geländeeinschnitt und wir sehen nur Gestrüpp.

Gegen Abend endet unsere Fahrt in Réchicourt vor der Schleuse №2. Wie angedroht ist sie heute wegen dem Feiertag geschlossen. Egal, wir wollen hier sowieso Feierabend machen. Wir finden einen hübschen Liegeplatz, leinen unser Schiff an und geniessen den wolkigen Sonnenuntergang.

Peti zaubert einige Flaschen Bier aus dem Bootskeller hervor. Sonst trinke ich sowas ja nicht, aber dieses ist von einer kleinen Brauerei in Interlaken. Die heisst „Haarige Kuh Brauerei“ und ihr Bier schmeckt nach mehr.
Bei Nachessen kochen geht die Salatschleuder kaputt. Und ich kann es kaum glauben, aber Peti und Lucy haben in ihrem Boot nicht nur einen Keller, sondern auch eine Ersatz-Salatschleuder!

Heute sind wir 25 Kilometer gefahren − und keine einzige Schleuse.

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