5. November 2011

Tessin: irrwitziges Sammelsurium

Ich geniesse mein Eremitendasein, so ganz allein in einer fremden Welt. Ich mag das eigentlich gar nicht, nun gefällt es mir aber doch. Ich bin schon heimisch - ein Tessinerli*.

Bevor ich mit Arbeiten beginne, will ich noch gschwind einen Ausflug ins nahe Italien machen. Ist ja nicht weit. Also fahre ich nach Angera das „Museo dei Transporti Ogliari“ anschauen. Ich war vor einigen Jahren schon mal da und war damals ganz begeistert von der völlig irrwitzigen Fahrzeugsammlung.

Jetzt wo ich schon in der Gegend bin, schaue ich mir gleich noch das „Museo Gottard Park“ bei Sesto Calende an. Ein Durcheinander von allen möglichen Fahr- und Flugzeugen. Die meisten sind schon sehr müde oder gar bettlägerig. Hier gibt es zudem eine der grössten Traktoren- und Mofasammlung, die ich kenne.


Auf dem Rückweg kaufe ich mir ein grosses Stück Ziegenkäse. Der riecht recht streng, schon fast unanständig. Aber was soll’s, hier kennt mich ja keiner. Und es ist noch nie jemand verstunken, verhungert aber schon so mancher.

Das Wetter wird immer schlechter. Der Nebel lullt die Berge gegenüber ein. Nur die wurstfarbenen Häuser sind klar zu sehen.

*Ein Tessinerli ist in der Deutschschweiz ein hügliges Brot. Zusammen mit einer Tube Mayonaise und einem Päckli Salami ist es ein beliebtes Arbeiter-Znüni.

4. November 2011

Tessin: faule Sau

Ich bin recht selten im Tessin, da die Leute fremdländisch sprechen und ich nix verstehen. Und mit dem Reisemobil findet man sowieso kaum schöne Übernachtungsplätze.
Nun darf ich aber für einige Tage eine Ferienwohnung bewohnen. Darum bin ich jetzt hier in Caslano; ganz alleine. Wer nun denkt, die faule Sau, der hatte doch erst grad Ferien! Nein, nein - hier in der Abgeschiedenheit kann ich ganz wunderbar arbeiten. Wohlgemerkt; ich "kann", ob ich es tue, sieht man dann.

Wie dem auch sei. Die Fahrt ins Tessin ist weit und teilweise unterirdisch. Als ich ankomme ist es schon finster. Und als ich dann heute Morgen erwache, ist es immer noch stockfinster. Ich vermute, das ist eine Folge der Zeitverschiebung – der Jetlag, Fernreisende kennen das. Es waren dann aber nur die geschlossenen Jalousie; und draussen war schon Vormittag.

Um arbeiten zu können, muss ich mir jetzt erst ein Stromkabel für meinen Compi besorgen – hab ich zuhause liegenlassen. Danach ging ich am See spazieren. Das Wetter war sooo schön und die Bäume ganz bunt.

Zum Znacht habe ich mir ein Stück Pizza gekauft; und es im Auto gegessen. Ich will drum die schöne Wohnung nicht dreckig machen und so. Dabei ist etwas Tomatenmatsch auf Abwege und mein Hemd geraten. Der Fleck sieht genau so aus wie eine Warzenschwein. Zufall?

Jetzt hocke ich in dieser schottischen Speisegaststätte „McDonald“ und benutze deren Wlan. Morgen will ich mit Arbeiten beginnen.

3. November 2011

Frankreich: das Regenbogen-Haus

Wer denkt, das „Palais idéal“ vom Pöstler sei verrückt, der sollte mal dies hier anschauen. Das „maison l‘arc en ciel“ in Lens-Lestang.

Das „Regenbogen-Haus“ wurde und wird von Christian Guillod erbaut. Er ist ein unermüdlicher Schaffer und baut an seinem Kunstwerk ständig weiter. Die Schönheit der Blumen kommt von ihrer Farbigkeit, schrieb er ans Gartentor.

Nun ist aber fertig; wir müssen nachhause. Und der Weg ist weit.

Meine Sandalen haben mir jahrelang treu gedient. Wir gingen miteinander durch dick und dünn. Gemeinsam sind wir nun alt geworden und wir müssen uns trennen. Ich entlasse sie in die Freiheit - lauft Sandalen, lauft!

2. November 2011

Frankreich: wenn der Pöstler ausflippt

Ferdinand Cheval war zeitlebens Pöstler in Hauterives. Als er 1924 starb, hinterlies er der Nachwelt einen surrealen Palast; sein „Palais idéal“.

Eine Art Tempel, in jahrelanger eigenhändig gebaut, geformt, gebildhauert. Fantastisch.

Die vergangenen Tage trug ich keine Frisur, bloss Haar auf dem Kopf. Heute habe ich mich wieder mal gekämmt. Dabei machte ich unerfreulich Entdeckung: Meine Haare werden grau. Und meine Stirn wächst bedenklich himmelwärts. Wohl hoffnungslos...

1. November 2011

Frankreich: nicht schlecht, die Schlucht

Unsere Tagesetappen werden immer kürzer. Wenn das so weitergeht, kommen wir nicht vor Weihnachten nachhause. Also geben wir Vollgas, wir wollen an die Ardèche.

Die Ardèche ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Bach. Hätte er sich nicht spektakulär durch die Berge gefressen, würde ihn kaum jemand beachten. Aber eben, die gut 30 Kilometer lange Schlucht zwischen Vallon-Pont-d'Arc und Saint-Martin-d'Ardèche ist schon toll.
Zudem ist die Schlucht bei Kanuten sehr beliebt. Böse Zungen behaupten, im Sommer könne man trockenen Fusses den Fluss überqueren: Von Kanu zu Kanu! Wir sehen bloss ein einziges.

Die Hängebrücke in Saint-Martin-d'Ardèche ist schon über hundert Jahre alt. Und sie ist relativ schmal, nicht viel über zwei Meter breit! Wir passen grad so zwischen den Pfeilern durch...

Wir übernachten in Aiguèze, direkt gegenüber von Saint-Martin-d'Ardèche. Aiguèze ist ein wunderbares mittelalterliches Dörflein, auf einem Felsen hoch über dem Fluss. Enge Gassen und ein Burgturm.