18. Februar 2013

Marokko: der weiche Kern der Männer

Tafraoute. Ich will ja nicht jammern, aber am Morgen war Reif auf unserem Mowag. Und all die Wohnmobile immer noch da, also machen wir einen Ausflug ins Ammeln-Tal - das Tal heisst wirklich so!

Tafraoute liegt mitten zwischen den Bergen. Orange Berge aus gigantischen Steinkugeln. Wir besuchen eines der alten Steinhäuser, wie es hier seit Jahrhunderten gebaut und bewohnt werden.

Im untersten Geschoss hausten früher die Tiere und lagerte das Werkzeug. Im ersten Stock ist vor allem die Küche, ein überhoher und tagheller Raum im Zentrum vom Haus. Sie hat über der Feuerstelle ein Oblicht, wo auch gleich der Rauch abzieht.

Neben der Küche hat es einige kleine, finstere Nebenräume und die „gute Stube“. Ein heller Raum mit Teppichen und Sitzkissen entlang der Wände. Der Hausherr spielt für uns auf seiner Mandoline und sing ganz leise Lieder. Blues - richtig gemütlich.

Die anderen Räume haben bloss winzige Fenster und sind dementsprechend finster. Im dritten Geschoss sind die Dachterrasse und einige Lagerräume. Der Ausblick über die Gärten ist grossartig.

Raja hat manchmal vielleicht einen etwas herben Charme. Wer ihn aber ein bisschen näher kennt, der ahnt; dass unter seiner weichen Schale ein weicher Kern schlummert. Heute hat er mich damit wieder beeindruckt. Wir trafen auf einen Trupp Strassenarbeiter und er hielt an und schenkte jedem eine Mütze. Die Arbeiter waren sehr glücklich und dankbar.

Das Ammeln-Tal ist landschaftlich sehr schön. Wie überhaupt die ganze Region hier im Antiatlas. Wir übernachten irgendwo zwischen den Felsen. Über uns ein Sternenhimmel, wie man ihn zuhause kaum mehr sieht. Millionen von Sternen bis zum Horizont hinunter.

17. Februar 2013

Marokko: mein Weisspürzel

Ukas. Die Nächte sind jetzt deutlich kühler, als auch schon - frostige 4 Grad. Und mit der wärmenden Morgensonne kommt dann oft der Wind. Aber schön ist es trotzdem. Wer genau hinguckt, sieht unseren Lagerplatz neben dem Baum.

Wir fahren weiter. Über recht hohe Berge und durch die Ait Mansour Schlucht. Sie ist weiter und offener, als die gestrige Schlucht. Und die wenigen Dörfer erscheinen wohlhabender, als die gestrigen.

Ich sehe einen „Moula-moula“, einen "Weisspürzelsteinschmätzer". Das ist ein schwarzweisser Vogel, den es auch mitten in der Sahara gibt. Ich will ihn fotografieren, er nicht.

Früh am Nachmittag sind wir zurück in Tafraoute. Wir fahren auf einen Campingplatz. Der ist voll von weissen Plastik-Wohnmobilen. Meist französische Rentner, "weisse Pest" genannt. Kaum haben wir unser Lager aufgeschlagen, rücken unsere Nachbarn weg von uns. Erschreckt sie unser Anblick oder müffeln wir so sehr?

Wie dem auch sei, ich gehe duschen. Warm und ausgiebig. Das komplette Klo-Dusche-Gebäude ist himmelblau gestrichen, bloss die Plättli sind rosa.

16. Februar 2013

Marokko: durch die Schlucht geschüttelt

Wir wollen eine zweitägige Schluchten-Rundfahrt machen. Die Zufahrt zur Timguelchte-Schlucht beginnt holperig. Der einstige Strassenbelag lässt sich bloss noch erahnen, die Schlaglöcher haben sich zusammengetan und den Asphalt verdrängt.

Die Mandelbäume blühen und die Landschaft ist grossartig. Und über all dem der tintenblaue Himmel. Kitschig; wie aus dem Bilderbuch.

Die Schlucht wird immer enger und mit ihr die Kiesstrasse. Ab und zu kommen wir einem Dorf vorbei. Wovon die Leute hier leben, bleibt mir aber rätselhaft. Von den Mandelbäume und den Ziegen?

Am Nachmittag fahren wir noch etwas weiter südlich. Nach 15 Kilometer Fahrt durch ein Bachbett schlagen wir unser Lager auf. Niemandsland, weit und breit nichts. Aber hier in der Nähe soll es prähistorische Felszeichnungen geben; also mache ich mich auf die Suche.

Nach etwa einer Stunde und einigen Kilometer Fussmarsch finde ich dann doch endlich eine der Felszeichnungen. Ein „Rind“ auf einem Sturzblock. Die versprochenen Gazellen kann ich trotz emsiger Kletterei nicht finden.

Zudem bin ich etwas Misstrauisch, was die Echtheit meiner Rinder-Felszeichnung betrifft. Es sieht mir etwas sehr nach einer neuzeitlichen Kopie aus?

Heute machen wir einen gutschweizerischen Fondue-Abend. Später dann ein Lagerfeuer und Ü. backt ein grandioses Vollkornbrot. Mir ist kalt und irgendwie kränklich, ich gehe drum früh schlafen.

15. Februar 2013

Marokko: blaue Felsen und noch ein Mowag

Mitten in den Bergen liegt das Städtchen Tafraoute, umgeben von knuddlige, goldroten Felsen. Etwas südlich davon blinzelt aufs Mal eine rote Steinkugel zwischen all den andern hervor. Und dann eine hellgrüne …

Die Felsen wurden 1984 von dem belgischen Künstler Jean Verame bemalt. Und vor einigen Jahren renoviert. Ich bin völlig begeistert von den bunten Farben, vor allem die himmelblauen finde ich grossartig.

Ich klettere in den Felsen herum und kann mich kaum satt sehen.

Wir übernachten gleich bei ein paar bunten Steinen. Lagerfeuerromantik und Brotbacken. Zusammen mit einem dritten Mowag bereichern wir die Kunstlandschaft um einige weitere Farbtupfer. Wir sind wohl zurzeit das grösste Mowag-Treffen weltweit.

14. Februar 2013

Marokko: Mandelblüten und stotzige Berge

Wir sind auf etwa 1‘500 Meter Höhe unterwegs. Um uns stotzige Felsen und tiefe Schluchten. Ab und zu kommen wir an einem kärglichen Dorf vorbei. Es sind aber kaum Leute da, fast wie ausgestorben. Langsam kommen wir in ein Gebiet mit Mandelbäumen. Und genau jetzt, im Februar, blühen die sie.

Der Agadir Tizrgane ist eine Speicherburg, wie sie für diese Gegend typisch sind. Die ältesten Bauteile datieren ins 13. Jahrhundert. Seither wurde sie immer wieder erweitert und erneuert. Bis heute, allerdings leben nur noch wenige Leute da.

Enge Gassen schlängeln sich zwischen den Mauern hindurch. Manche der Türen sind reich bemalt.
Von ganz oben haben wir einen grandiosen Rundblick. Schön hier.