8. April 2013

Berlin: an den Wolken kratzen

Ich will unbedingt einmal auf den Berliner Fernsehturm hinauf. Aber seit ich in Berlin bin ist es trüb und saukalt. Doch eines Morgens, man glaubt es kaum, sonnenscheint es kurzzeitig durch einige Wolkenlücken.

Der Fernsehturm ist 45 Jahre alt und 368 Meter hoch. Sein Fundament reicht aber grad einmal fünf Meter tief in den Boden.

In nur vierzig Sekunden rauscht der Lift nach oben in die Kugel. Der Ausblick aus zweihundert Meter Höhe ist grandios, ich sehe bis zum Horizont. Vielleicht noch weiter.

Ich setze mich an die Turm-Bar und fühle mich wie ein Siebensiech. Wie James Bond oder so ein arabischer Milliardär. Der Herrscher über die Welt. Einzig mein Milchkaffee verrät, dass ich bloss der Muger bin.

6. April 2013

Berlin: immer auf den Arsch gucken

Auch wenn man die Ameisen und Tauben nicht mitzählt, ist der Berliner Zoo der mit den meisten Tieren. Es gebe hier tausende exotischer Tiere aus aller Welt zu sehen. Und jetzt im Frühling sei es da ganz besonders schön. Habe ich gelesen.

Heute ist es trüb und sibirisch kalt; nordsibirisch. Wir gehen trotzdem hin. Die Bäume sind kahl und das Gebüsch struppig braun. In den Tiergehegen liegen Schneereste und da und dort ein paar Gagel. Kaum Viecher.

Ein Nashorn starrt auf seine Stalltür und fröstelt. In einem anderen Käfig schaut ein Zebra, ob Besucher da sind - und wendet sich angewidert ab.

Die Seehunde (der Robben, wer weiss das schon so genau) verstecken sich unter Wasser. Ich frage mich, woher ihr Badewasser eine solch eigenartige Farbe hat? Nebenan steht ein Vogel untätig im knietiefen Wasser und schaut mürrisch. Mein Schneeballwurf bringt etwas Bewegung in sein eintöniges Leben. Nichts zu danken, hab ich gerne gemacht.

Ich will an die Wärme. Also gehe wir ins Affenhaus, da wird es ja wohl tropisch warm sein. Tatsächlich, ist es. Hinter Glasscheiben hocken Affen und schauen - weg.

Nach einem Schweineschnitzel im Zoo-Restaurant gehen wir heim. War ein schöner Tag im Zoo.

5. April 2013

Berlin: Mädchen wie Welpen

Berlin ist gross. Die Häuser, die Strassen, die Baustellen - alles ist riesig. Ich bin mächtig beeindruckt.

Von meinem Hotelbett aus, sehe ich gleich gegenüber den Hauptbahnhof. In der Glashalle fahren Fernzüge und S-Bahnzüge. Und ich sehe Leute, die auf welche warten.
Mit meinem Hotelzimmer gibt es aber leider ein kleines Problem, ich muss morgen raus. Also sollte ich mich wohl um eine neue Bleibe suchen. Durch einen glücklichen Zufall finde ich ein preiswertes Hotel am Bahnhof „Warschauer Strasse“.

Den ganzen Tag waren wir unterwegs. Zuerst Kultur, dann Shopping mit meinem Göttimeitli. Sie ist sechzehn und eigentlich eine ganz liebe. Heute aber litt sie unter Quengelei und Misstimmungen. Sie hat kein Geld; und das scheint irgendwie ihr Shoppingvergnügen zu beeinträchtigen?
Immer wenn sie etwas Kaufbares entdeckt hat, schaut sie wie ein Hundewelpe. So mit grossen Augen und einem treuherzigen, glückseligen Blick. Nur schanzwedeln tut sie nicht. Je nach meiner Reaktion ändert sich ihr Blick schlagartig. Giftig und voller Abscheu.
Vermutlich sind das hormonell bedingte Stimmungsschwankungen – aber wer versteht schon die jungen Mädchen.

4. April 2013

Berlin: wo ist die Bombe?

Berlin. Heute will ich auf den Fernsehturm. Die Warteschlange davor ist aber wesentlich länger als meine Geduld. Dann erfahre ich von der Fliegerbombe am Hauptbahnhof. Toll, die will ich mir anschauen. Und der Filip, der kleine Bruder vom Göttimeitli, auch.

Also fahren wir zum Hauptbahnhof. Hier ist es wie immer. Viele Leute und viele Züge; aber keine Bombe. Nichts. Ich frage einen Bauarbeiter nach der Bombe. Er weiss nichts von einer Bombe. Und er sei sowieso nicht von hier.
Am Wurststand erklären uns dann drei orange Bauarbeiter den Bombenfundort. Die liege fast 1,5 Kilometer hier in einer Baugrube! Gut, da gehen wir hin.
Schon nach wenigen Metern treffen wir auf ein Polizeiauto. Es steht quer auf der Strasse blaulichtet. Wir grüssen präventiv die Insassen und gehen gschwind weiter. Bald steht schon wieder ein Polizeiauto quer auf der Strasse; diesmal zusätzlich mit rotweissen Bändern geschmückt. Ich frage den Beamten nach der Bombe und wo wir die sehen können. Er gibt uns einige sachdienliche Hinweise. Und in wenigen Minuten beginne die Entschärfung. Dann erzählt er noch von seinen Eltern und dem Krieg. Keine Zeit, wir müssen weiter.
Wenig los hier, die Strassen sind menschenleer. Wir marschieren in die angegebene Richtung. In der Ferne sehen wir die Baustelle und den Lastwagen der Bomben-Entschärfer. Wir müssen noch näher heran, sonst verpassen wir den Höhepunkt.

Leider versperrt uns kurz vor dem Ziel erneut ein Polizeiauto den Weg. Diesmal ist es ein grüner Bus voller Uniformierter. Erst zeigen sie verhältnismässig wenig Freude an unserem Besuch. Ich spüre sogar eine gewisse Feindseligkeit. Es entsteht dann aber doch noch eine nette Plauderei. Sie erzählen stolz von ihrem „vierhundert-Meter-Sperrgebiet“ und der Evakuierung, und so. Ich äussere meine Bewunderung über ihr Tun, aber wir möchten jetzt lieber die Bombe sehen. Sie wollen nicht. Sie beharren stur auf ihrem Konzept und wollen uns ums Verrecken nicht näher heran lassen. Dann halt nicht.
Sollte ich mal eine Bombe finden, zeige ich die auch keinem.

3. April 2013

Berlin: Ham wa nich

Milder Frühlingstage. Die Bäume tragen zartes Laub und ich sitze in einem Strassencafé und blinzle in die Sonne. Genau so stellte ich mir Berlin vor. „Ham wa nich“ sagt ein Eingeborener! Es ist trüb und sibirisch kalt. Ein Pullover täte gut. Ham wa nich.

Gegen Mittag treffe ich mich mit meinem Göttimeitli, das zurzeit auch in Berlin ist. Wir streifen durch die Stadt und schauen uns dies und das an. Die kalten Ohren treiben uns immer wieder in die Fänge der Gastronomie.

Am Abend wird es dunkel und die Wolken gehen weg. Mir ist kalt. Ich gehe heim und ich weiss nicht was schreiben.