5. Juni 2015

z‘Alp

Gestern war bei uns ein ganz besonderer Tag; Donnerstag und Feiertag und Sommer – eine ganz seltene Kombination. Also gingen wir z’Berg.
Jetzt ist hier oben die schönste Jahreszeit. Alp-Frühling. Alles blüht um die Wetter und die Insekten schieben Doppelschichten.

Dass ich immer noch etwas lahme, spielte keine Rolle, da ich sowieso arbeiten wollen musste. Während Frau G. sich im Liegestuhl suhlte, sass ich brav am Compi und werkelte. Unsere Alphütte hat nämlich Wasser, Strom und Möbel. Praktisch das.

Zwischendurch essen wir gegrilltes Tier und wunderbaren Härdäpfelsalat. Am Hang gegenüber weideten die Kühe und lassen ihre Glocken bimmeln. Die sind erst gestern angekommen und bleiben nun bis in den Frühherbst. Aus ihrer Milch macht der Thomas Alpkäse für den Coop und den Migros.

Gegen Abend kamen einige Wolken und wir fuhren z’Boden. Und morgen – also heute – machen wir es noch einmal genauso.

4. Juni 2015

meine Hose brennt

Man mag mich als verrückt bezeichnen, als irren Spinner oder Schlappschwanz. Aber neulich hab ich meine eigenen Hosen angezündet; meine Lieblingshosen. Dies, weil Frau G. sagte, meine Hosen seien sehr unvorteilhaft, weil sie mir immer herunterrutschten und der Reissverschluss kaputt ist und darum immer offen ist. Und so.
Und dann drohte sie, wenn ich sie nicht wegwerfe, werde sie meine Hosen irgendwann mal verbrennen.

Jetzt habe ich sie selber angezündet. Ich will damit ein für alle mal klären, wer hier die Hosen anhant. Und wer wessen Hosen abfackelt. Ich bin ein emanzipierter Mann - ohne wenn und aber. Jawohlll.
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3. Juni 2015

Atomexplosion in Sidi Slimane

Die Sonne geht gerade auf in Sidi Slimane, an diesem 31. Januar 1958. Auf dem amerikanischen Militärstützpunkt wird grad ein B-47E Stratojet startklar gemacht. Im Bauch trägt der Bomber eine einzige Bombe, eine Atombombe vom Typ Mark-36. 

Die sechs Düsentriebwerke heulen auf und die B-47 rollte los. Aufs Mal brach das linke Fahrwerk, der Flügel prallte auf die Startbahn und ein Treibstofftank platzte. Sofort stand alles in Flammen. Jetzt muss man wissen, dass die B-47 trotz ihrer sechs Düsentriebwerke untermotorisiert war. Deshalb gaben Startraketen zusätzlichen Schub. Und diese Feststoffraketen liessen sich, einmal gezündet, nicht mehr abstellen.

Die Feuerwehr versuchte zu löschen, doch es war aussichtslos. Zudem fürchtete man die Explosion der Atombombe. Also evakuierte sie den Stützpunkt, die Amerikaner flüchteten, soweit wie möglich von Sidi Slimane weg. Die Marokkaner hingegen informierte man vorsichtshalber erst einmal nicht.

Das Flugzeug brannte bis in den Nachmittag hinein. Auch der Zündsprengstoff der Atombombe verbrannte und der Rest schmolz zu einem grossen Fladen. Darin auch ein Teil des radioaktiven Urans, der andere Teil wurde mit der Rauchwolke über Marokko verteilt. Da man aber über keine Messinstrumente verfügte, wusste man das nicht so genau.

Am nächsten Tag beseitigte man die Trümmer. Die Schlacke und das die Überbleibsel der Atombombe vergrub man neben der Piste. Drei Tage später konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden. Später zeigte sich, dass die Räummannschaft ganz ordentlich mit radioaktivem Material kontaminiert war und den ganzen Stützpunkt mit Plutonium-Staub einsauten.

Fünf Jahre nach dem Unfall übergaben die Amerikaner den Flugplatz (N34.2319, W6.0473) den Marokkanern. Mit allen Rechten und Pflichten. Und den vergrabenen Resten.

2. Juni 2015

die Kulturgeschichte des Schnorrenbox

In den ländlichen Gebieten der Zentralschweiz gehört der „Schnorrenbox“ seit alters her zur ländlichen Gesprächskultur. Diese soziokulturelle Interaktion dient der Meinungsbildung und bildet oft den Abschluss einer angeregten Unterhaltung.

Für einen herzhaften Schnorrenbox braucht es mindestens zwei Gesprächspartner. Kann man sich nun im Verlauf eines Gesprächs nicht einigen, so wendet man ihn folgendermassen an: Der Teilnehmer mit der richtigen Meinung ballt seine Faust und schlägt damit seinem Gegenüber mitten ins Gesicht. Er wird daher als der "aktive Schnorrenboxer" bezeichnet. Am besten haut er auf die Oberlippe oder die Nase seines Gesprächspartners, mit dem Ziel, dass etwas Blut aus selbiger heraus rinnt. Keinesfalls aber auf die Zähne, denn daran könnte er sich verletzen.
Der andere Gesprächspartners - der "passive Schnorrenboxer" - versucht dem eindrücklichen Argument seitlich oder nach hinten auszuweichen. Das gelingt aber nur in seltensten Fällen, so dass er sich entweder nun selber zum aktiven Schnorrenboxer wandelt - oder bloss ein wenig winselt und sich mürrisch der richtigen Meinung anschliesst.

Von Aussenstehenden wird der „Schnorrenbox“ manchmal mit dem „Chlapf a Grind“ verwechselt. Der „Chlapf a Grind“ wird aber wie die gewöhnliche Ohrfeige mit der flachen Hand ausgeführt. Das Ziel ist aber der Hinterkof des Gesprächspartners; und natürlich auch das Erkennen von richtig und falsch.

Um als Aussenstehende einmal einem authentischen Schnorrenbox beizuwohnen - die Sozialwissenschaft spricht hier von „teilnehmender Beobachtung“ - muss man bloss am Dorfbeizen-Stammtisch den Anwesenden die Vorzüge eines EU-Beitritts zu erläutern. Schon kurze Zeit später kann man den Schnorrenbox mit eigenen Augen kommen sehen.

1. Juni 2015

der zweite Frühling

Einfach weil's so schön ausschaut ...

... der Bergfrühling
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