3. November 2016

Milano: grellbunte Kerle und feuchte Hände

Ich mag Mailand ganz besonders wegen der skurriler Sehenswürdigkeiten und schriller Typen, den Möchtegern-Designer und Mode-Tussis.

In einem schäbigen Durchgang unweit des Domplatzes gibt es auch einen „Walk of Fame“. Allerlei Prominente haben hier ihre Handabdrücke im feuchten Beton hinterlassen. Sophia Loren, Roger Moore, Patrick Swayze und sogar MacGyver trat hier in den weichen Mörtel.

2. November 2016

Milano: mit dem Flieger ins Hochhaus

Das Pirelli-Hochhaus wurde in den späten 1950-er Jahren gebaut und ist eine Ikone der italienischen Nachkriegs-Moderne. Mit seinen 128 Metern war es lange Zeit auch das höchste Gebäude Mailands. Und zehn Meter höher als der Mailänder-Dom.

Am 18. April 2002 röhrte ein Flugzeug quer über den Bahnhofplatz und prallt ins Pirelli-Hochhaus. Italien war geschockt. Die Terroranschlägen in den USA waren ja erst einige Monate her und nun befürchtete man Ähnliches.
Der Brand im  im 26. Stockwerk konnte recht zügig gelöscht werden. Was übrig blieb waren drei Tote und über 50 Verletzte. Und einige komplett zertrümmerte Stockwerke im "Pirellone".

Das Flugzeug war eine Rockwell Commander (HB-NCX) und kam aus Lugano. Sein Pilot war ein schweizer Rentner und alleine unterwegs. Lange Zeit rätselte man, ob es nun ein Terroranschlag oder ein Unfall war. Später zeigte es sich dann, es war ein Selbstmord.

Der „Pirellone“ (n45.4847, e9.2011) ist längst wieder renoviert und im 31. Stock befindest sich heute eine Gedenkstätte und mit einem grandiosen Ausblick über die Stadt. Die ist allerdings nur am Sonntag geöffnet. Doch als wir da waren - nicht.

1. November 2016

Milano Centrale, grauslich schön

Der Mailänder Hauptbahnhof „Milano Centrale“ ist ein richtiger Eisenbahn-Tempel. Ein riesengrosser Kopfbahnhof mit 24 Geleisen. Ein imposanter Palast aus hellem Sandstein und voller patriotischem Schmuckwerk, himmelhohe Hallen und dicke Marmorsäulen. Von den Gesimsen äugen Löwen und Adler und bunte Mosaike künden vom Fortschritt.

Ursprünglich stand der Hauptbahnhof auf der heutigen Piazza della Repubblica. Als es da zu eng wurde, verlegte man ihn etwa 1 Kilometer weiter nach draussen. Geplant wurde er noch in der Pferdekutschenzeit, gebaut dann aber erst in den 1930-er Jähren. Deshalb war er auch schon von Anfang etwas altmodisch und veraltet.
Für den König gibt es einen Extra-Zugang und einen prunkvollen Wartesaal, den „Sale Reale“ im östlichen Seitenflügel. Doch der König nutzte den kaum, dafür hat der Duce Mussolini hier gerne seinen deutschen Freunde empfangen! Man legte dazu sogar extra einen schicken Hakenkreuz-Parkett.

Ganz in der Nähe ist die „Cappella di Stazione“, die Bahnhofskappelle. Nirgends sonst kann man im Bahnhof so ruhig und ungestört sitzen und sich ausruhen.
Da das Gelände um den Bahnhof herum etwas abschüssig ist, die Geleise aber unbedingt waagerecht sein müssen, befinden sie sich zuvorderst mehr als zehn Meter über der Strasse. Von der ehemaligen Kutschenhalle gelangt man über zwei prachtvolle Treppen in die eigentliche Bahnhofshalle hinauf. Und von da in die komplett verglasten Geleishallen mit ihren fünf Gusseisen-Bögen.

Im  Hohlraum unter den Geleisen befand sich früher eine richtiger Güterbahnhof. Er hatte aber keinen eigenen Gleisanschluss, die Güterwagen wurden stattdessen einfach mit einem grossen Lift in die Halle hinauf gehoben.
Und von hier wurden zwischen 1943 und 45 auch zahlreiche Mailänder in verschiedene deutsche und italienische Konzentrationslager abtransportiert. Seit einigen Jahren gibt es darum im Keller unten eine kleine Gedenkstätte.
Doch jedesmal wenn ich bisher da hinein wollte, war sie geschlossen! So auch heute.

31. Oktober 2016

Milano: Ungeheuer auf dem Dom

Bei Milano denkt jeder Tourist als erstes gleich an den Mailänder Dom. Und in der Tat, der „Duomo“ ist grandios. Uralt zwar, aber die Besucher kommen vor allem wegen seinem üppigen und nicht alten Äusseren.

Obenrum zeigen unzählige knubbelige Fialen-Türmchen gegen den Himmel. Und an der Fassade stehen fast viertausend Figuren. Heilige und Fratzen, Könige und Totschläger.
Die meisten menschlichen Figuren sind entweder nackt oder gewalttätig; und die meisten tierischen sind schrille Ungeheuer mit langen Zungen und/oder Schwänzen.

Wie alle wissen kann man auch aufs Dach des Domes. Da oben ist alles komplett aus weissem Marmor und erstaunlich üppig mit allerlei Zierrat geschmückt. Dazwischen vielerlei Tauben und Touristen. Leider versperren mir einige Baugerüste den Zugang zu besonders interessanten Figuren. Da muss ich wohl später noch einmal hin.
Der Mailänder Dom ist auch innen sehr sehenswert. Gleich beim Eingang geht die Skala einer Sonnenuhr quer durch den Raum. Es ist eine Meridianlinie, wo ein Lichtpunkt die genaue Mittagszeit und auch das präzise Datum anzeigt. Aber seit man daran herumgewerkelt hat, nun fehlerhaft und erst um halb zwei Uhr.

Wirklich beeindruckend sind die Glasfenster. Im Gegensatz zur heutigen Fassade stammen einige davon tatsächlich aus dem Hochmittelalter. Die knallbunten Glasscheiben zeigen weitere dreieinhalb Tausend Personen.

29. Oktober 2016

Milano: zankende Pfaffen und gehörnte Teufel

Die Basilika Sant’Ambrogio (n45.46223, e9.17539) ist schon weit über tausend Jahre alt. Wobei; die heutigen Bauten wurden erst im späten Mittelalter erbaut worden. Und auch danach gab es noch genügend Unheil und Krieg um die Anlage immer mal wieder zu erneuern oder umzubauen.

Ein Streit zwischen den hier wohnenden Mönchen und den Domherren um das Kirchenggeläut führte dazu, dass sich beide Gruppen je einen eigenen Kirchturm bauten. Der kleinere ist der ältere und gehört den Mönchen, der andere ist aus dem 12. Jahrhundert und hier läuten die Domherren.

Gleich links vom Eingang steht eine unscheinbare weisse Marmorsäule mit einer wunderbaren Legende. Im Schaft kann man zwei Löcher sehen. Die Abdrücke vom Gehörn des Teufels – öööhm – sagt man.